Lena Lotzen – Was würde mein Vorbild tun?

Lena Lotzen ist am Ball
Die 26-jährige Fußballerin Lena Lotzen hat eine steile Karriere hingelegt, musste aber auch schon viele Rückschläge einstecken. Ihre Laufbahn treibt unsere Autorin an.
Von Antonia Zapf, Klasse 10b, Gymnasium Ohlstedt, Hamburg

Lena Lotzen. Ein Name, den viele noch nie gehört haben. Vielleicht, weil Lena Lotzen eine Fußballerin und Frauenfußball noch nicht so populär ist. Für mich ist sie ein großes Idol und Vorbild – auf und neben dem Platz. Warum?

Lena Lotzen spielt seit der Saison 2018/19 beim Bundesligisten SC Freiburg und stand mit ihrem Team bereits im DFB-Pokalfinale. Jedoch war ihre anfangs steile Karriere geprägt von vielen Rückschlägen.

1993 wurde Lotzen in Würzburg als Tochter eines Sportfotografen geboren. Durch einen Freund kam sie, wie viele Spielerinnen, zum Fußball. Sie begann als Fünfjährige bei der TG Höchberg, wechselte dann in die Jungenmannschaft JFG Kreis Würzburg Süd-West und wurde mit 16 Jahren vom FC Bayern entdeckt. Sie zog früh von zu Hause weg – für den Fußball – und kam in München direkt in die 1. Mannschaft.

Schon vor der Volljährigkeit erfolgreich

Lotzen bestritt ihre ersten Bundesligaspiele und entwickelte sich zur Topspielerin. Sie spielte schon zwei Jahre zuvor in der U15-Nationalmannschaft und schoss ihre ersten Tore für Deutschland. Die Fußballerin durchlief alle Juniorenteams des DFB und spielte mit 18 Jahren das erste Mal für die A-Nationalmannschaft. Ein Jahr später stand sie als eine der jüngsten Spielerinnen im Kader für die EM 2013. Es war ihr erstes großes Turnier auf diesem Niveau und sie holte mit Deutschland den Titel – ein Riesenerfolg! Aber schon ein Jahr vorher bekam sie den bronzenen Schuh als drittbeste Torschützin bei der U20-WM in Japan.

Bis zu diesen Erfolgen lief alles perfekt in Lotzens Karriere. Doch dann brach sie sich im September 2013, unmittelbar nach dem EM-Erfolg, den Mittelfuß an und im darauffolgenden Aufbautraining zwei Monate später erneut den Fuß. Nach viermonatiger Zwangspause konnte sie wieder auf den Platz zurückkehren. Aber nur ein halbes Jahr später traf sie das Pech erneut: Sie erlitt einen Kreuz- und Innenbandriss im Training und fiel für lange Zeit aus. Ein großer Rückschlag für die junge Leistungsträgerin des FC Bayern.

Erst im Frühjahr 2015 kam sie auf den Platz zurück – gerade rechtzeitig zur WM im Sommer. Sie hatte direkt das Vertrauen der Bundestrainerin auf ihrer Seite und durfte mitfahren. Dort konnte sie jedoch nicht viele Spiele bestreiten, weil ihr Knie erneut Probleme machte. Lange Zeit war die Diagnose unklar und Lena Lotzen zweifelte viel.

Ein Neuanfang ohne gebrochenen Willen beim SC Freiburg

Über anderthalb Jahre musste sie pausieren und wurde zweimal am Meniskus operiert, bis sie ihr Comeback in einem Champions-League-Hinspiel Anfang 2017 feiern konnte. Nach einer harten Zeit konnte sie endlich wieder spielen. Doch das Pech verfolgte sie weiter: Im Rückspiel knickte Lotzen kurz nach ihrer Einwechslung um und kam kurz darauf mit Tränen im schmerzverzerrten Gesicht vom Spielfeld. Sie war wütend, ging direkt in die Kabine, denn sie ahnte ihre Diagnose – erneut ein Kreuz- und Innenbandriss und über ein Jahr Pause.

Trotz dieser vielen Verletzungen hat Lena Lotzen nie aufgegeben und nicht hingeschmissen. „Ich bin jemand, der kämpft. Ich kann mich nicht damit abfinden, zu sagen: Okay, es sollte nicht sein, ich höre auf“, sagt sie selber. Das Gegenteil ist der Fall. Lotzen wechselte vergangenen Sommer zum SC Freiburg, um einen Neuanfang zu starten. Dort kann sie seit Anfang der Saison endlich wieder auf dem Platz stehen, hat aber auch gelernt, genauer auf ihren Körper zu achten und eher mal zu pausieren, wenn es ihr nicht gut geht. Diese vielen Verletzungen und Rückschläge haben Lotzens Willen nicht gebrochen. Sie hat sich immer wieder zurückgekämpft und ist sogar persönlich daran gewachsen.

Lena Lotzen zeigt, dass alles möglich ist, wenn man es nur wirklich will und bereit ist, dafür zu kämpfen. Für mich persönlich ist sie zu einem großen Idol geworden und ich bewundere sie immer mehr. Zum einen, weil sie eine großartige Fußballerin ist und schon in jungen Jahren sehr erfolgreich war, zum anderen für ihren Kampfgeist nach diesen vielen Rückschlägen und ihren Willen, wieder auf dem Platz zu stehen. „Ich liebe Fußball zu sehr, um alles aufzugeben“, sagt sie. Das trifft wohl genau die Einstellung, von der ich spreche.

Idole pushen Motivation, Ansporn und Ehrgeiz

Jeder Mensch hat unterschiedliche Vorbilder und Idole. Letztendlich können sie aber Ähnliches bewirken. Idole können helfen, eigene Ziele zu erreichen, auch wenn sie vielleicht zunächst unmöglich scheinen. Vorbilder können unseren Glauben an uns selbst stärken und lassen uns über uns hinauswachsen. Es kann überaus nützlich sein, diese Vorbilder als Notwaffe im Gepäck zu haben: Wann immer man nicht weiterkommt, man zweifelt, stockt, zwischen zwei Alternativen hin- und hergerissen ist, überlegt man, was das Idol nun wohl tuen würde. Das kann helfen, weil man das Gefühl bekommt, nicht alleine mit der Aufgabe zu sein, und jemanden vor Augen hat, der das geschafft hat.

Und natürlich motiviert einen das Vorbild, die eigenen Ziele zu erreichen, stärkt den Ehrgeiz und ist ein Ansporn, auch selbst immer das Beste zu geben. Dabei ist es nicht entscheidend, ob das Idol ein Familienmitglied oder eine populäre Person ist.

Mir als Fußballspielerin hilft es, Lena Lotzen als Vorbild vor Augen zu haben. Wenn ich an mir und meinem Können zweifle oder denke, ich schaffe irgendein Spiel nicht, geben mir die Gedanken an sie Kraft und Selbstvertrauen und ich weiß, dass ich vieles schaffen kann. Auch wenn es manchmal nicht leicht ist und ich kämpfen muss, bekomme ich durch mein Vorbild immer wieder den Willen, mein Bestes zu geben. Außerdem hatte ich schon mehrfach die Möglichkeit, Lena Lotzen zu treffen und mich mit ihr zu unterhalten. Diese Erlebnisse haben einen großen Motivationswert und lassen mich nicht aufgeben.

Beitragsbild: Moritz Zapf

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.