Warum wir immer noch nicht nachhaltig genug leben

Ein Mann verspeißt ein großes Stück Fleisch. Foto: picture alliance/ Joe Pepler/ PinPep/ Cover Images
Auf Fleisch zu verzichten fällt vielen schwer. Massiver Konsum schadet jedoch dem Klima. Foto: picture alliance/ Joe Pepler/ PinPep/ Cover Images
Egal ob Flugreisen, massiver Fleischkonsum oder Onlineshopping: Viele Menschen sind nicht bereit, alte Gewohnheiten abzulegen, obwohl diese nachweislich zum Klimawandel beitragen und damit unserem Planeten schaden. Wie kann man das erklären?
Von Merle Lahrmann und Sina-Marie Raab, 9. Klasse, Heilwig Gymnasium

Es ist bekannt, welche schlimmen Folgen der Klimawandel haben könnte, wenn sich nicht bald einiges in Sachen Klimaschutz tut. Trotzdem machen die meisten Menschen weiter wie bisher. Warum nur?

Timo Busch, Professor für Management und Nachhaltigkeit an der Universität Hamburg, spricht vom „GEMA-Phänomen“, das wir hier mit Beispielen erklären wollen. Das G steht für die Gewöhnung: Jeder fährt Auto und fliegt in den Urlaub. Deshalb wird dieses Verhalten vom Einzelnen nicht kritisch hinterfragt. Manchmal wird heldenhaft der Bus genommen, aber spätestens beim zweiten Tropfen Regen wird hysterisch zum Autoschlüssel gegriffen. Das E steht für den Entkopplungseffekt: Die globalen Probleme sind bekannt, dennoch werden sie im alltäglichen Handeln ausgeblendet. Das M steht für die Machtlosigkeit: „Alleine kann man sowieso nichts ausrichten“, sagen viele. Stimmt, Vegetarier verbrauchen nur schlappe fünf Tonnen CO2 weniger im Jahr. Und das A steht für Abspaltung: Es soll sich umwelttechnisch zwar etwas verändern, aber bitte keine Windkraftanlage in der Nachbarschaft. Gegen Windräder in eigener Umgebung demonstrieren? Selbstverständlich! „Fridays for Future“? Es gibt eine Schulpflicht in Deutschland!

Eigene Privilegien gehen für viele vor Klimaschutz

Wer nun leicht errötet, weil diese Beobachtungen auf sie oder ihn zutreffen, wer seine eigenen Privilegien über den Umwelt- und Klimaschutz stellt und lieber behauptet, die Politik mache alles falsch, bekommt hier noch ein paar „Fun Facts“ von uns: Einmal im Monat könnte man sich einen Tag lang vegan ernähren. Das ist supergesund und hilft der Umwelt. Onlineshopping ist eine Umweltsünde, also bewegt man sich besser mit der U-Bahn in die Stadt! Ein Paket, das jemand im Internet bestellt hat, ist nämlich wahrscheinlich mehr gereist als die Person selbst, und wenn es zurückgeschickt wird, wird es meistens direkt zerstört. Wir brauchen Plankton zum Atmen, es produziert einen Großteil des Sauerstoffs in der Erdatmosphäre. Doch leider zerstört der Müll die Meere und somit auch das Plankton. Plastik kann sich niemals zersetzen, es wird nur kleiner. Dieses Mikroplastik halten die Fische für Essen, und auf unserer Speisekarte steht nun mal viel Fisch (mit Mikroplastik). Guten Appetit! Kleiner Lichtblick: In dreißig Jahren ist Norddeutschland möglicherweise ein riesiges Schwimmbad.

Titelbild: picture alliance/ Joe Pepler/ PinPep/ Cover Images

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.