So läuft der Aufnahmetest an der Deutschen Sporthochschule Köln

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Wer an der Deutschen Sporthochschule Köln studieren möchte, muss einen harten Test bestehen. So sieht ein Tag beim Auswahlverfahren aus.
Von Kate Preece, Klasse 9b, Emil-von-Behring-Gymnasium, Großhansdorf

5.30 Uhr, der Wecker klingelt.

Ich höre laute Musik und meine Schwester beginnt mit ihrem Dehnungsprogramm. Für sie steht heute der Sporteignungstest bei der Deutschen Sporthochschule Köln an. 4000 Teilnehmer, zwei Tage, fünf Sportarten.

Auch dieses Jahr geht es wieder los. Junge Erwachsene aus den unterschiedlichsten Ländern stellen sich der großen Herausforderung, den Sporteignungstest zu bestehen. An einem Tag müssen sie sich in den Disziplinen Leichtathletik, Turnen, Schwimmen sowie in einer Rückschlag- und einer Mannschaftssportart durchkämpfen und am besten keinen Fehler machen.

Verhaut man beispielsweise beim Turnen den Sprung über das Pferd, bekommt man ein Defizit. Sollte ein weiteres Defizit, zum Beispiel beim Kopfsprung beim Schwimmen, vorkommen, ist man raus. Als krönenden Abschluss zum bereits sehr anstrengenden Tag gibt es dann noch einen 2000- beziehungsweise für die Männer 3000-Meter-Lauf, der in einer gewissen Zeit geschafft werden muss, um zu bestehen. 60 bis 70 Prozent der Teilnehmer scheitern an diesem Test. Doch einige kämpfen sich durch den Tag und erreichen am Ende das Ziel, für das sie lange Zeit hart gearbeitet haben.

6.00 Uhr: Das Taxi steht bereit

Wir steigen ein und begeben uns auf den Weg zur SpoHo. Angespannte Stimmung herrscht, denn trotz monatelanger Vorbereitung ist dieser Test härter und anspruchsvoller als das Abitur. Die Frage, warum man sich so etwas freiwillig antut, ist ganz leicht zu beantworten. Ohne den Eignungstest zu bestehen, darf keiner an der Sporthochschule in Köln studieren. Viele der Testteilnehmer erhoffen sich, hier studieren zu können, denn unter anderem haben hier nicht ganz unbekannte Sportler wie Turner Fabian Hambüchen ihr Studium absolviert.

6:30 Uhr: Zeit für die Anmeldung

In der großen Eingangshalle stehen schon viele Teilnehmer. Lautes Stimmengewirr übertönt die eigenen Gedanken für wenige Sekunden. Die ersten Grüppchen bilden sich und nehmen sich gegenseitig ein wenig die Aufregung. Ich verschwinde mit meinen Eltern in der Mensa, um meine Schwester in Ruhe über den bevorstehenden Tag nachdenken zu lassen. Ungewissheit macht sich bei uns bemerkbar. Keiner weiß, wann die ersten Sportarten anfangen, keiner weiß, ob meine Schwester schon durchgefallen ist.

Wir warten mit Sehnsucht darauf, dass die netten Mensafrauen den ersten Kaffee verkaufen und uns so die Müdigkeit des Morgens vertreiben. Doch das dauert noch. In der Mensa ist es kalt. Hier und da sitzen vereinzelt Leute, die ebenso aufgeregt und in Gedanken verloren wirken wie wir. Auch wenn wir uns untereinander nicht kennen, gibt der Gedanke, dass wir alle nicht wissen, ob unsere Töchter, Söhne, Enkel oder Geschwister noch dabei sind oder nicht, einem das Gefühl, dass wir alle doch irgendwie zusammengehören.

Allmählich füllt sich die Mensa mit Studenten. Wir begeben uns auf den Weg nach draußen, um zu gucken, ob man vielleicht einen Blick in die ein oder andere Turnhalle werfen kann. Verwirrt, ohne jeglichen Orientierungssinn, laufen wir über den Campus. Nach zehn Minuten entdecke ich eine Gruppe von Eltern, die sich vor einer großen Glasscheibe, hinter der sich eine Turnhalle befindet, angesammelt hat. Genau im richtigen Moment erreichen wir sie, denn meine Schwester führt gerade ihre Turn-Kür vor.

Aus der Unsicherheit in uns wird innerhalb von Sekunden pure Freude, als meine Schwester uns den Daumen nach oben zeigt, um zu signalisieren, dass sie kein Defizit bekommen hat. Mit dem Hintergedanken im Kopf, dass Tennis, Schwimmen, Leichtathletik und Fußball auch noch anstehen, begeben wir uns zurück auf den Weg zur Mensa. So geht es den ganzen Tag lang weiter. Hoffnung, Zittern, Anspannung und Erleichterung sind die Gefühle, die uns den Tag über verfolgen.

17.00 Uhr: Ein Zwischenfazit

Wir treffen meine Schwester in der Eingangshalle wieder, wo sie uns die freudige Nachricht überbringt, dass sie sich kein Defizit erlaubt hat und somit am 2000-Meter-Lauf teilnehmen wird. Ihre Gruppe ist von 80 Leuten auf 20 Jungen und Mädchen geschrumpft. Die einen haben die Kugel nicht weit genug gestoßen, die anderen waren eine Sekunde zu langsam beim Schwimmen. Die Prüfer haben keinerlei Mitgefühl und lassen den Teilnehmern nichts durchgehen. Hier und da sieht man Mädchen in Tränen ausbrechen. Ihr Traum, an der SpoHo zu studieren, ist innerhalb weniger Sekunden geplatzt.

Meine Daumen laufen vor lauter Drücken rot an. Innerlich zähle ich die Runden, die meine Schwester noch zu laufen hat, mit. Fünf Runden insgesamt, und das in einer Zeit von maximal zehn Minuten. Die ersten Jungs, die eine halbe Runde hinter den Mädchen gestartet sind, holen die langsameren Läuferinnen ein – aber nicht meine Schwester. Schon nach der dritten Runde führt sie mit deutlichem Abstand die komplette Gruppe an.

Mit der Zeit im Blick bestreitet sie die letzte Runde. Alles, was sie vom Bestehen jetzt noch abhalten könnte, wäre eine Verletzung. Doch nichts dergleichen passiert. Sie steuert auf die Zielgerade zu, fängt an zu sprinten und lässt das Publikum verrückt werden. Die erste Ziel-Einläuferin wird immer besonders vom Publikum gefeiert. Unter dem Kreischen der Zuschauer läuft sie durchs Ziel und weiß nun ganz genau, dass sie den Eignungstest in Köln bestanden hat. Monatelange harte Arbeit und Disziplin haben sich gelohnt. Ihr Motto: Hard Work Pays Off!

Beitragsbild: Steven Lelham via Unsplash

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.