Foodsharing: Vier Chancen für Lebensmittel, die sonst in den Müll kämen

ein großer Haufen aelteres Gemuese
Unter Lebensmitteln, die in den Muell sollten, finden sich oft Schaetze – und wenn nur fuer die Tiere oder den Kompost (c) Pixabay
Foodsharing ist ein nachhaltiges Konzept, von dem alle Beteiligten profitieren. Auf verschiedenen Wegen können wir Geld sparen und der Umwelt Gutes tun.
Von Sebastian Laws, Klasse AO2, Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe, Gelsenkirchen

Als meine Frau sagte, sie möchte gerne Foodsharing machen, dachte ich, wir fangen an, jeden Tag die Reste unseres Mittagessens zu fotografieren und es dann zur Abholung bereitzustellen. Das hatten wir vorher schon das ein oder andere Mal gemacht, beispielsweise nach Familienfeiern. Zu einer Abholung kam es jedoch nur ein einziges Mal.

Mittlerweile weiß ich aber, Foodsharing ist nicht gleich Foodsharing, denn ich kenne mittlerweile zwei neue Arten, die dank der Initiative „Foodsharing“ möglich sind. Die Wichtigste ist aber die Abholungen durch die „Foodsaver“. Das bedeutet, dass engagierte Ehrenamtliche Lebensmittel, die aufgrund von abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdaten, Druckstellen oder kaputten Verpackungen in die Tonne wandern würden, bei angemeldeten Betrieben abholen. Denen ist es wichtig, dass gute Lebensmittel eine zweite Chance bekommen – oder sogar eine dritte, indem Lebensmittel, die sogar durch die Tafel kein neues Zuhause finden, abgeholt und weiterverteilt werden. Aber wohin weiterverteilt?

Die Anstrengung lohnt sich!

Zum einen zu uns nach Hause. Und das ist Fluch und Segen zugleich, denn wenn meine Frau losgefahren ist und erst Stunden später erschöpft und gestresst nach Hause kommt, müssen erst einmal unzählige Wäschekörbe, Kartons und Taschen sortiert, begutachtet und verteilt werden. Und das ist dann auch eine meiner Aufgaben. Das bedeutet, Kühlschrank und Eisschränke werden vollgemacht und Kisten für Verwandte und Bekannte gepackt. Am Ende bleibt meist noch eine Menge Obst und Gemüse übrig, das man nicht unbedingt weitergeben will. Aber da gibt es ja noch Nachbarn mit Tieren, die dankbar für jedes Salatblatt sind.

Das ist sehr anstrengend und ich habe so einige Male keine Lust mehr gehabt, meine Frau die Welt retten zu lassen. Allerdings ist mir mit der Zeit immer öfter aufgefallen, was wir nicht mehr alles kaufen müssen. Brot zum Beispiel habe ich seit über einem Jahr nicht mehr gekauft. Oder Wurstwaren. Davon hatten wir nach nur einer Abholung so viel im Eisschrank, dass es für mehrere Monate gereicht hat. Wir bekommen jetzt auch oft Lebensmittel, die ich mir niemals selbst gekauft hätte, wie vegetarische Schnitzel oder Würstchen. Das ist eine Erfahrung, die ich jetzt nicht mehr missen möchte. Und als Sahnehäubchen sparen wir jeden Monat mehrere hundert Euro.

Ab ins Beet damit, statt in die Mülltonne

Zum anderen hat die Organisation Foodsharing sogenannte „Fairteiler“ eingerichtet. Das sind Räumlichkeiten, die zur Verfügung gestellt werden – meistens ausgestattet mit Regalen und einem Kühlschrank. Diese sollen genutzt werden, um die eigenen Lebensmittel, die doch zu viel gekauft wurden, noch an den Mann zu bringen, bevor sie in der heimischen Tonne landen. Hier wird auch ein Teil der geretteten Waren von den Foodsavern hergebracht und dann wieder abgeholt von Menschen, die diese Arbeit unterstützen wollen, Geld sparen möchten oder sogar darauf angewiesen sind – ohne Anmeldung, ohne Warteliste, ohne bezahlen zu müssen.

Klar gibt es Lebensmittel, die einfach nicht mehr gerettet werden können. Das sehe ich auch bei uns zuhause. Aber selbst da bekommt ein Großteil noch eine vierte Chance als Kompost in unserem Gemüsebeet.

Beitragsbild: Selbst auf dem Kompost liegen alte Lebensmittel besser als in der Tonne (c) Couleur via Pixabay

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.