Die Smombies sind los und gefährden nicht nur sich. Bist auch du einer?

Durch den Blick auf das Display verpassen wir so einiges (c) Unsplash
Durch den Blick auf das Display verpassen wir so einiges (c) Unsplash
Mit den wachsenden Möglichkeiten unserer Zeit kommen auch Schwierigkeiten dazu. Smombies können den Blick nicht vom Display abwenden. Ist das gefährlich?
Von Tjark-Levin Koch, Klasse 8d, Gymnasium Oberalster, Hamburg

Draußen, strömender Regen – die Menschen suchen Zuflucht im Hauptbahnhof. Geschäftsreisende eilen durch den Bahnhof, in der Hoffnung, den Anschlusszug nicht zu verpassen. Touristen irren umher und bleiben alle zwei Meter stehen, um sich die Informationsbildschirme anzuschauen. Insgesamt ein einziges Gewusel.

Inmitten der Menschenmasse sehe ich plötzlich einen Smombie – völlig in seiner virtuellen Welt schwebend – eine ältere Dame anrempeln. Von der Situation unangenehm überrascht, faucht die ältere Dame den Teenager an: „Also, sag mal, was fällt dir denn ein?! Wo hast du denn deine Augen?“ Etwas peinlich berührt antwortet er: „’Tschuldigung, ich wollte doch nur eine wichtige Nachricht an meinen Freund schicken.“

Smombies – ein Phänomen unserer Zeit

Situationen wie diese sorgen seit einigen Jahren vermehrt für Unstimmigkeiten. Ausgelöst werden sie durch Geräte, mittels derer man jederzeit und an jedem Ort mit Freunden oder Kollegen kommunizieren, die Nachrichten lesen, Musik hören, einkaufen oder seine Bankgeschäfte erledigen kann: Smartphones. Menschen, die von diesen Möglichkeiten regen Gebrauch machen, nennen wir umgangssprachlich Smombies.
Der Begriff Smombie setzt sich aus den Wörtern Smartphone und Zombie zusammen. Das ist so zu verstehen, dass Smombies wie Zombies scheinbar planlos und nicht auf die Außenwelt achtend umherwandeln, während sie ihr Smartphone benutzen. Damit stellen sie sowohl für ihre Umgebung als auch für sich selbst eine Gefahr dar.

Gefahrensituationen können sich ganz einfach ergeben, zum Beispiel wenn ein Smombie – die Augen auf dem Smartphone – gegen eine Laterne läuft und aufgrund seiner Unachtsamkeit mehrere Tage mit einer Beule herumlaufen muss. Es kann für die jeweilige Person natürlich auch deutlich gefährlicher werden, wenn sie zum Beispiel eine rote Ampel übersieht und einfach auf eine viel befahrene Straße läuft. Statistiken zufolge sterben jährlich mindestens 300 Deutsche, weil sie das Smartphone selbst beim Autofahren nicht weglegen können. Studien aus den USA belegen, dass sich das Unfallrisiko auf das Dreifache erhöht, wenn das Handy am Steuer benutzt wird. In den sozialen Medien findet man haufenweise Videos, in denen von ihrem Smartphone abgelenkten Menschen weitere, dann meist harmlose, Pannen widerfahren. Zum Beispiel stolpern Personen da in einen Brunnen oder stürzen eine Treppe hinunter.

Vorgehen gegen das Smombie-Phänomen

Wie könnte man gegen das Smombie-Phänomen vorgehen? Oder sollte man lieber gar nichts tun? „Ich persönlich bin zwar selbst Smartphone-Nutzer und war bestimmt auch schon einmal Smombie, aber ich finde es regelrecht lächerlich, wie in Augsburg für viel Geld diese Bompeln einzubauen. Smombies sollten schließlich immer noch auf sich selbst achtgeben“, meint die 33-jährige Melanie aus Hamburg.

Bompeln? Bompeln, kurz für Bodenampeln, sind in den Boden eingelassene Ampeln, die es erstmals vor fünf Jahren in Augsburg gab, um auf eine einfahrende Straßenbahn hinzuweisen. Diese Schutzmaßnahme fand, auch in anderen Nutzungsbereichen, weltweit Nachahmer. Die LED-Leuchten auf dem Boden gibt es mittlerweile auch in Australien, Spanien oder Argentinien. Und sie haben Befürworter: „Die Digitalisierung bringt viele Änderungen mit sich, so auch verkehrstechnische. Deshalb sind diese Bompeln doch einfach nur zeitgemäß“, findet der 21-jährige Jens.

Aber sind die Warnleuchten wirklich in jeder Hinsicht ein Gewinn? „Ja, also ich finde das an sich gar nicht so schlecht, sofern es denn etwas nützt. Ich frage mich nur, ob man als Smombie überhaupt noch am Smartphone vorbeiguckt, sodass man diese Bompel auch sieht“, bemerkt Gertraud. Sie ist 67 Jahre alt und Großmutter von vier technisch besessenen Enkelkindern. Tatsächlich ist die Wirksamkeit dieser neuen technischen Erfindung umstritten.

Ähnlich verhält es sich mit den extra für Smartphones nutzende Menschen eingerichteten Wegen, die es in Litauen, China, Belgien und in den USA gibt. Häufig funktionieren diese Wege so, dass es hohe Geldstrafen für Fußgänger gibt, die auf das Smartphone schauend eine Straße überqueren. Auf den in Pink markierten Wegen können die Leute straf- und unfallfrei scrollen und laufen. In Deutschland sind diese Maßnahmen jedoch noch Zukunftsmusik. Es bleibt abzuwarten, was unsere Gesellschaft in dieser Hinsicht noch bevorsteht.

Beitragsbild: Clem Onojeghuo via Unsplash

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.