Interview

Fridays For Future: Was bewegt Schüler zum Demonstrieren?

So sieht jugendliches Engagemnet in Sachen Umwelt aus (c) Alene Paulina Schnell
So sieht jugendliches Engagemnet in Sachen Umwelt aus (c) Alene Paulina Schnell
Nicht erst seit Greta Thunbergs Hamburg-Besuch am Freitag geben deutsche Schüler alles, um mit Fridays For Future für unsere Zukunft zu kämpfen.
Von Mara Foellmer, Klasse 10d, Gymnasium Meiendorf, Hamburg

Gerade erst besuchte Greta Thunberg eine Hamburger Fridays For Future-Demo. Doch bereits am Freitag den 18. Januar und Freitag den 25. Januar 2019 versammelten sich an die 2000 Schüler auf dem Hamburger Rathausmarkt. Sie protestieren am Vormittag gegen den Umgang der Politik mit dem Klimawandel und für schnelle und effiziente Maßnahmen dagegen. Nicht nur die Hamburger wurden nach dem Vorbild der Schwedin Greta Thunberg aktiv. Sie hat die Fridays For Future-Demonstrationen, die während der Schulzeit stattfinden, erstmalig in Stockholm initiiert.

Von dort aus steckte sie Schüler von überall an, für ihre Zukunft und das Klima zu kämpfen. Auch in anderen deutschen Städten setzten sich insgesamt um die 10 000 Schüler für den Klimaschutz und den Kohleausstieg ein. Unter anderem in Berlin, Göttingen, Köln oder auch Kiel gingen junge Menschen auf die Straße. Ich hatte das Glück, mit der 16-jährigen Annika zu sprechen, die an der Demo am 19. Januar teilgenommen hat.

Wie bist du auf die Demonstration gestoßen? Woher wusstest du davon?

Ich habe auf einer Instagram-Seite von Schülern unserer Schule einen Aufruf gesehen und später wurde in unseren Klassenchat ein Kettenbrief von den Veranstaltern geschickt.

Aus welchen Gründen bist du zu der Demonstration gegangen?

Ich bin hingegangen, weil ich glaube, dass man etwas gegen den Klimawandel tun muss, der viel zu schnell voranschreitet und einfach in seiner Wichtigkeit noch nicht ernst genug genommen wird. Ich fand die Idee toll, so etwas Aufmerksamkeit für das Thema erreichen zu können.

Gab es etwas, was dich besonders davon überzeugt hat, für die Änderung der Politik bezüglich des Klimawandels zu kämpfen?

Man bekommt ja schon einiges über den Klimawandel mit. Dafür, dass es fast unmöglich ist, den schon angerichteten Schaden wieder rückgängig machen zu können, handeln die Politiker viel zu langsam. Einen konkreten Anstoß gab es für mich nicht.

Was ist dein Ziel hinter der Teilnahme an der Demonstration gewesen?

Ich wollte gemeinsam mit anderen etwas tun. Aktionen wie diese leben davon, dass so viele Menschen wie möglich kommen. Mein Ziel war es, einen Beitrag zu etwas zu leisten, was unter anderem dafür sorgen könnte, die Politiker wach zu rütteln.

„Meine Plakate wollen definitiv nochmal benutzt werden!“

Schülerin Annika über ihre nächste Fridays For Future-Demo

Ein weiteres Motto der Initiative war ja: „Warum für die Zukunft lernen, wenn die Zukunft gefährdet ist?“ Allerdings werden Stimmen laut, die behaupten, dass es den Schülern hauptsächlich darum geht, einfach nur die Schule zu schwänzen. Wie siehst du das?

Ich habe mitbekommen, dass es auch Schüler gab, die die Möglichkeit genutzt haben, um die Schule zu schwänzen und nur sehr kurz oder gar nicht bei der Demo waren. Das finde ich sehr schade, kann man aber nicht ändern. Es gibt immer Leute, die so etwas ausnutzen. Für diejenigen hätte die Demo sicherlich auch an einem anderen Tag stattfinden können. Zu einer anderen Uhrzeit eher nicht – es ging ja von acht bis vierzehn Uhr. Trotzdem waren so viele Schüler mit voller Überzeugung dabei und standen stundenlang in der Kälte, um ihre Meinung klar zu machen. Das ist in meinen Augen, was zählt.

Wie war das Gefühl auf der Demonstration?

Ich hatte über die Zeit ein sehr gutes Gefühl. Zusammenhalt und Stärke beschreibt das sehr gut. Außerdem waren alle sehr offen und nett. Man hat sogar ein paar neue Leute kennengelernt. Was ich auch sehr schön fand, war, dass überhaupt keine aggressive Stimmung aufgekommen ist. Es war die ganze Zeit eine friedliche Demo. Ich habe mich nicht einmal unwohl gefühlt, obwohl bei solchen Aktionen die Stimmung auch schnell mal umschlagen kann.

Gab es eine Situation, die dich während der Demonstration besonders beeindruckt hat?

Für mich gab es keine besondere Situation. Es war eher, wie bereits erwähnt, die friedliche aber auch „starke“ Stimmung. Außerdem fand ich es beeindruckend, mit wie viel Leidenschaft und Nachdruck alle dabei waren. Es gab tolle Plakate, bei denen sich wirklich Mühe gegeben wurde und es waren eine Menge Leute da. Das fand ich auch toll!

Glaubst du, dass deine Demo etwas bewirkt hat und würdest du wieder zu einer gehen?

Ich glaube, dass die Fridays For Future-Demonstrationen in Deutschland und auch in anderen Ländern definitiv etwas bewirken. Vielleicht nicht direkt, aber wenn so weiter Druck auf die Regierung entsteht, müssen sie irgendwann handeln. Deshalb würde ich auf jeden Fall nochmal zu einer solchen Demo gehen. Vielleicht nicht jeden Freitag, weil die Fehlzeiten auf meinem Zeugnis auch nicht enorm viele sein sollten, aber meine Plakate wollen definitiv nochmal benutzt werden. Die Demokratie lebt vom mitmachen. Deshalb finde auch ich es toll zu sehen, wie Schüler sich engagieren und für ihre Zukunft kämpfen.

Beitragsbild: Alene Paulina Schnell

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.