Interview

„Es geht auch darum, durch Fußball Werte zu vermitteln“

Jörn Dettmer mit seiner Mannschaft nach dem Sieg der Westfalenmeisterschaft 2016
Jörn Dettmer mit seiner Mannschaft nach dem Sieg der Westfalenmeisterschaft 2016 (c) Ledig
In Deutschland gibt es rund sechs Millionen aktive Fußballerinnen und Fußballer. Stützpunkt-Trainer wie Jörn Dettmer suchen neue Talente.
Von Johannes Konstantin Ledig, Klasse 8a, St.-Franziskus-Gymnasium Olpe

Viele Nachwuchskicker träumen davon, einmal in die Fußstapfen von Birgit Prinz, Nadine Angerer, Mario Götze, Marco Reus oder Manuel Neuer zu treten. Um die Talente in den Vereinen zu entdecken, startete der DFB 2002 das Projekt Talentförderung. 366 Stützpunkte in ganz Deutschland bilden ein engmaschiges Netz zum Entdecken und Fördern junger Spielerinnen und Spieler.

Etwa 1.300 engagierte und qualifizierte Stützpunkttrainer sichern eine intensive Sichtung der regionalen Talente und eine optimale individuelle Förderung durch das wöchentliche Zusatztraining neben dem Vereinstraining. Einer dieser engagierten Stützpunkttrainer ist Jörn Dettmer aus Rhode.

Herr Dettmer, welche Mannschaft trainieren Sie zurzeit?

In dieser Saison trainiere ich schwerpunktmäßig die U14/U15 am DFB-Stützpunkt Olpe – also die talentiertesten Spielerinnen und Spieler der Jahrgänge 2004/2005.

Warum sind Sie ausgerechnet DFB-Stützpunkt-Trainer geworden?

Als DFB-Stützpunkttrainer kann ich mit den besten Spielern aus einem Jahrgang im Kreis Olpe zusammenarbeiten. Mir gefällt zum einen, dass ich viel Kontakt und neue Inhalte vom DFB bekomme und zum anderen die hohe Trainingsbeteiligung der Jungs, die sich stetig weiterentwickeln.

Seit wann sind Sie Jugendtrainer?

Meine erste Jugendmannschaft habe ich schon mit 13 Jahren mit einem Freund zusammen bei meinem Heimatverein TuS Rhode betreut – also schon ein paar Jahre.

Was sind Ihre Aufgaben als Stützpunkttrainer?

Als Stützpunkttrainer muss ich natürlich zum einen mein Training sehr sorgfältig vorbereiten, da die Inhalte vom DFB seit letzter Saison zentral vorgegeben werden. Weiterhin unterstütze ich die U12 und U13 am Stützpunkt in unserem Trainerteam. Außerdem gehören natürlich regelmäßige Sichtungen von Jugendspielern – sowohl von bestehenden Spielern als auch von neuen Talenten – am Wochenende dazu. Darüber hinaus tauschen wir uns natürlich auch mit den Vereinen und den Vereinstrainern aus.

„Bei mir im Training geht es auch darum, den Jungs Werte wie Pünktlichkeit, Respekt und Teamfähigkeit zu vermitteln.“

DFB Stützpunkt-Trainer Jörn Dettmer

Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrem Training?

Ich würde die Frage gerne in zwei Teile aufteilen und beantworten. Zum einen geht es bei mir im Training auch darum, den Jungs durch den Fußball entsprechende Werte zu vermitteln, die ihnen auch im späteren Leben weiterhelfen. Das sind „selbstverständliche“ Dinge wie Pünktlichkeit, Respekt, Selbstständigkeit und Teamfähigkeit. Gleichzeitig sollen sie Jungs lernen mit Niederlagen und Kritik umzugehen, und sich immer selbst zu reflektieren und auch mutig zu sein, um zum Beispiel selbstständige Entscheidungen zu treffen. Dann gehören natürlich die vorgegebenen Trainingsinhalte vom DFB dazu. Ich mache sehr gerne Spiele zum 1 gegen 1, da das aus meiner Sicht das wichtigste ist, sowohl offensiv als auch defensiv.

Was macht einen guten Spieler aus?

Ein guter Spieler benötigt natürlich viele Fähigkeiten. Neben Talent beim Fußballspielen gehören auch noch die koordinativen und kognitiven Eigenschaften dazu. Aus meiner Sicht kommt gerade im Jugendfußball der Faktor Spaß und Wille dazu. Wenn ich etwas gerne mache und mich stetig weiterentwickeln möchte, dann sind das nicht zu unterschätzende Faktoren.

Wie motivieren Sie einen Spieler?

Ich versuche viel mit den Spielern zu sprechen, damit ich weiß, wie ich auf den einzelnen eingehen kann. Ansonsten ist für mich eine positive Lernatmosphäre sehr wichtig. Wir gehen immer positiv miteinander um und helfen uns. Ansonsten spiele ich auch gerne Spiele gegen den Bundesliga-Nachwuchs. Da gehen die Jungs automatisch an ihre Grenzen.

Was war bisher Ihr größter Erfolg als Trainer?

Sportlich war mein größter Erfolg der Sieg mit der U13 bei der Westfalenmeisterschaft im Jahr 2016. Ein toller Erfolg als kleiner Kreis Olpe im Vergleich zum Beispiel gegen die Stützpunkte aus dem Ruhrgebiet oder Münster.

Was sagen Sie einem jungen Spieler, der Profifußballer werden will?

Ich bin meistens sehr ehrlich zu den Spielern. Die Wahrscheinlichkeit, sein Leben durch Fußball zu finanzieren, ist sehr gering. Die wenigsten schaffen den Sprung ganz nach oben. Ansonsten unterstütze ich natürlich die Spieler, die das Potential haben, bei einem Wechsel in ein Nachwuchsleistungszentrum bei einem Bundesligisten.

Beitragsbild: Ledig

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.