Einsam ohne Web? Selbsttest: Fünf Tage ohne Internet

Eine Hand haelt ein Schild mit Wifi-Symbol vor gruenem Grund
Eine Hand haelt ein Schild mit Wifi-Symbol vor gruenem Grund (c) Unsplash
Sind wir tatsächlich so abhängig vom Internet wie immer behauptet wird? Nur der Selbsttest – kein WhatsApp, YouTube, Instagram – wird es zeigen
Von Anna Sophia Hennrichs, Klasse 8a, St.-Franziskus-Schule Olpe

Dauernd diese nervige Diskussion über digitale Medien und wie abhängig wir schon alle sind. Das ist doch alles lächerlich! Als ob man nicht mehr ohne digitale Medien leben kann. So viele „Computer-Abhängige“ gibt es bestimmt noch gar nicht, oder etwa doch? Und wenn, gehöre ich sicher nicht dazu, oder? Bin ich etwa auch ein Smombie, ein Smartphone-Zombie? Um es herauszufinden, starte ich den Selbstversuch. Fünf Tage ohne Handy, Internet und WhatsApp. So schwer kann das doch gar nicht sein….

Montag, Tag 1: Bisher ist es mir noch nicht sonderlich schwer gefallen, auf Medien zu verzichten. Doch in der Schule ergibt sich das erste Problem. Wir sollen für eine Aufgabe etwas recherchieren. Schnell gemacht, kurz ins Internet – aber nein, der Selbstversuch! Na toll, jetzt muss ich extra mein Lexikon aus dem Schrank holen und im Inhaltsverzeichnis nachschauen. Wie langweilig! Wenn ich mich umsehe, stelle ich fest, wie vernetzt wir tatsächlich schon sind. Auch in der Schule werden mittlerweile fast überall digitale Medien verwendet. Egal ob in Form der Smartboards an der Wand im Klassenraum, durch die PC im Computerraum oder auch einfach in Form von Handys oder Laptops zum Nachschlagen im Unterricht.

Dienstag, Tag 2: Okay, gestern gab es ja schon das erste Problem, aber es wird immer schlimmer. Gerade nach Hause gekommen, und mal eben auf das Handy geschaut. Ach nein, das darf ich ja gar nicht! Ich führe doch den Selbsttest durch! Nicht mal meine normalen Gewohnheiten aus dem Alltag kann ich so weiterführen. Immer muss ich mich zusammenreißen. Ich fühle mich abgeschieden – vom Rest der Welt abgekapselt. Klassenchat, Instagram, Snapchat, nichts bekomme ich mehr mit. Was gerade läuft? Keine Ahnung. Hängt also doch auch bei mir schon so viel vom Internet ab? Fühle ich mich tatsächlich ohne Web schon einsam?

Mittwoch, Tag 3: Die Antwort: Nein. Es ist bereits der dritte Tag ohne digitale Medien, aber nach den beiden ersten Tagen habe ich mich ein bisschen daran gewöhnt. Nervig ist nur das dauernde Nachschlagen, wenn ich bei den Hausaufgaben mal etwas nicht weiß. Das geht mit dem Internet alles viel besser und vor allem schneller. Da muss man nicht erst im Inhaltsverzeichnis suchen, bis man das Passende gefunden hat. Irgendwie ist es aber auch mal interessant, so zu leben wie meine Eltern, die damals ja auch ohne Internet klar kommen mussten.

Donnerstag, Tag 4: Juhu, fast geschafft. Morgen ist endlich Freitag und somit der letzte Tag meines Selbsttests. Nur eigentlich finde ich die Zeit ohne Handy mittlerweile wirklich gut. Klar, es ist immer noch ungewohnt, aber irgendwie fühle ich mich auch viel befreiter. Ich muss nicht immer online sein, und schon gar nicht immer erreichbar. Meine Freundinnen beschweren sich zwar, dass ich nie auf Nachrichten antworte, aber ich bin ja schließlich nicht ganz aus der Welt. Ich bin über das Telefon erreichbar und man kann sich ja auch mal wieder mehr unterhalten, wenn man sich trifft und man muss nicht immer nur im Schulbus stumm nebeneinander sitzen und „Whatsappen“.

Es ist zwar immer noch etwas komisch, aber ich merke, welche Vorteile es hat, offline zu sein. Statt mir die neusten Videos auf YouTube anzusehen oder Chats zu lesen, um auf dem Laufenden zu sein, lese ich wieder mehr Bücher und unterhalte mich mehr mit meiner Familie und Freundinnen. Ich habe einfach wieder mehr Zeit und fühle mich entspannter.

Freitag, der letzte Tag meines Tests: Fünf ganze Tage habe ich es nun ausgehalten. Kein Handy, kein WhatsApp, kein Snapchat, kein Instagram. Fünf Tage habe ich auf alles verzichtet, was in irgendeiner Form mit digitalen Medien zu tun hat. Und ich habe es tatsächlich geschafft. So ungewohnt und langweilig es am Anfang auch war, so gut wurde es zum Schluss. Klar freue ich mich jetzt mal wieder am Handy sein zu dürfen und bei den Hausaufgaben nicht immer das uralte Lexikon aus dem Schrank holen zu müssen. Außerdem kann ich jetzt endlich mal meine „tausend“ Nachrichten lesen, die ich in den fünf Tagen bekommen habe. Aber es war definitiv eine Erfahrung und ich bin echt stolz auf mich.

Mein Fazit aus dieser interessanten Woche: Man muss nicht immer online sein, um glücklich zu sein, aber die digitalen Medien haben sehr viele Vorteile, die hilfreich sind. Natürlich werde ich das Internet wieder nutzen, denn darauf komplett zu verzichten ist heute wohl kaum noch möglich. Aber ich werde in der nächsten Zeit auf jeden Fall darauf achten, nicht mehr so oft online zu sein, sondern auch mal das Handy wegzulegen. Ich weiß jetzt, wie gut es doch tut, nicht immer auf allen sozialen Netzwerken aktiv zu sein, sondern einfach auch einmal wieder miteinander zu reden. Und zwar persönlich – ohne Handy, Laptop und so weiter.

Beitragsbild: rawpixel via Unsplash

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.