22. Dezember

Weihnachtsbriefe schreiben – ein Experiment

Von Conrad Bornemann

Briefe zu schreiben ist nicht gerade in Mode. Es wurde durch E-Mails, WhatsApp und Telefonie abgelöst. Trotzdem schreiben immer noch Menschen Briefe. Warum, wenn es doch viel einfacher geht?

Ich habe diese steinzeitliche Methode der Kontaktaufnahme, verbunden mit dem anstehenden Fest, das immer zu dieser furchtbaren Jahreszeit zelebriert wird, in diesem Jahr ausprobiert. Einfach mal hinsetzen und einem Menschen, den man gern hat, ein paar Zeilen schreiben. Wenn es geht, nicht im Klausurschriftstil und ohne Rechtschreibfehler, das war mein Anspruch. Ich bin grundsätzlich ein Fan von Sachen, die nicht alle haben, machen oder toll finden. Also bin ich da beim Briefeschreiben doch ganz gut aufgehoben, so der Gedanke.

Einen Brief zu schreiben, bedeutet für mich, sich für einen Menschen, den man mag, Zeit zu nehmen.

Conrad Bornemann

Bevor ich mir über den Inhalt der Briefe Gedanken machen konnte, habe ich ein paar nette Weihnachtskarten aus unserer Sammlung zu Hause ausgesucht. Das allein hat schon fünfzehn Minuten gedauert, da die Auswahl nicht unbedingt modern war. Dann habe ich mir einen Schmierzettel genommen und ein paar Gedanken hingekritzelt. Bis ich mal so weit war, dass ich mir meinen Füller geschnappt habe und anfangen konnte zu schreiben, waren schon mindestens vierzig Minuten vergangen.

Am Ende habe ich mehr als eine Stunde an meinem Schreibtisch gesessen und mich mit den Menschen, denen ich geschrieben habe, eingehend auseinandergesetzt. Das ist das Besondere, wenn ich auf die Aktion zurückblicke. Einen Brief zu schreiben, bedeutet für mich, sich für einen Menschen, den man mag, Zeit zu nehmen. Außerdem hatte es auch einen tollen Effekt auf mich. Ich habe bei der Suche nach Anekdoten und „Insidern“ immer wieder an tolle, gemeinsam erlebte Situationen denken müssen und so die ganze Zeit geschmunzelt. Darin besteht auch der Unterschied zu einer WhatsApp-Nachricht. Man durchdenkt wirklich, was man schreibt.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.