Körpergefühle: Schönheitswahn dank Heidi?

Germany's next Topmodel Kandidatinnen 2018 Abigail, Julianna, Trixi und Klaudia
Germany's next Topmodel Kandidatinnen 2018 Abigail, Julianna, Trixi und Klaudia (c) Nicole Kubelka/Geisler-Fotopress

Am 25. Mai laufen Heidis „Mädels“ im GNTM-Finale noch einmal mit ihren stylischen Outfits über den Catwalk. Doch welchen Einfluss hat die Model-Show auf das Schönheitsideal der Jugendlichen überhaupt?

Federn ohne Hintergrund

Von Anna Schlicker

Bei der Castingshow Germanys Next Topmodel werden Körper und Aussehen in den Mittelpunkt gestellt. Die von der Jury, bestehend aus dem Designer Michael Michalsky, dem Creative Director Thomas Hayo und dem ehemaligen Topmodel Heidi Klum, festgelegte „Regel“ lautet: „Wer durch Aussehen abliefern kann, kommt weiter.“ Meistens überzeugen die schlanken und durchtrainierten Nachwuchsmodels die Jury mehr, als diejenigen, die ein-zwei Kilogramm „zu viel auf den Hüften haben“. Der ProSieben-Sprecher Christoph Körfer sagt auf eine Anfrage des Express, warum dieses Jahr auch zwei kurvigere Kandidatinnen dabei seien: Das Schönheitsideal „Size Zero“ spiele in der Sendung keine Rolle.

GNTM-Ideal Auslöser für Essstörungen

Es gibt allerdings Studien, die das widerlegen. Das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) veröffentlichte bereits im Jahr 2016 eine Studie zum Thema Fernsehen im Kontext von Essstörungen („Warum seh‘ ich nicht so aus?“). Darin wurden 241 Jugendliche und junge Erwachsenen – unter denen circa 85 Prozent an Magersucht litten – befragt. Zwei Drittel gaben an, dass die Show „Germany’s Next Topmodel“ einen sehr starken Einfluss auf die Essstörung hätten. Das restliche Drittel bezeichnete den Einfluss zumindest als „leicht“.

Das Problem bei der Show sei, dass Supermodel Klum den Mädchen zeigt, wie sie heutzutage auszusehen hätten, so der Bundesfachverband für Essstörungen. Für heranwachsende Mädchen sei es allerdings sehr schwer, sich diesem „Ideal“ anzupassen. Viele Jugendliche, die eine Essstörung haben, gaben bei der Studie außerdem an, sich schon einmal mit GNTM auseinandergesetzt zu haben oder gestehen, dass die umstrittene Sendung sogar der Auslöser für die Krankheit war.

„Unschön und Dick“ bedeute „erfolglos“

Die Show beeinflusse vor allem das generelle Denken über Figur und Aussehen von Jugendlichen. Der Knackpunkt bei der ganzen Sache sei, so Maya Götz, Leiterin des IZI, dass GNTM deutlich mache, „dass nur wenige Menschen, die von der Gesamtmasse oder den Medien als ‘unschön‘ oder ‘dick‘ eingestuft werden, wirklich erfolgreich sind.“ Aus diesem Grund wurde von einer ehemaligen Betroffenen eine Online-Petition gestartet. Sie sammelte über 16 000 Stimmen. Um das Absetzen der Sendung ging es hierbei nicht. Sie forderte den Sender ProSieben dazu auf mehr Aufklärungsarbeit zu leisten.

Immer wieder heißt es, die Modelshow GNTM, der Sender ProSieben sowie Heidi Klum seien sich ihrer Verantwortung gar nicht bewusst. Dennoch fühlen sich viele Mädchen dem festgelegtem Schönheitsideal unterworfen. Maya Götz sagt dazu, dass es zum Versuch kommt, sich an unerreichbare Normen anzupassen. „GNTM widerspricht dem normalen Mädchenkörper. Da passiert etwas, dessen Folgen wir noch gar nicht absehen können. Im Prinzip geht es um die totale Anpassung an nicht nachvollziehbaren Normen.“

 

Über die Serie „Körpergefühle“
Fragen rund um den erwachsen werdenden Körper und die Selbstfindung werden in der Serie „Körpergefühle“ verhandelt. Den Anfang macht die Frage „Was ist schön?“ Im Laufe der nächsten Wochen werden wir uns noch mit Jugendpsychologen unterhalten. Wir werden den Einfluss von Instagram auf das Selbstbild von jungen Menschen analysieren, im Selbsttest herausfinden, ob es wirklich sinnvoll ist, sich nur um sich selbst zu kümmern und Schönheitsideale kommentieren. Viele Befragte gaben in der Online-Umfrage an, sich besser zu fühlen, wenn sie sich gut gestylt haben. Auch in der Natur ist das Phänomen weit verbreitet, insbesondere unter Vögeln. Deswegen schmücken vier Federn jeden Artikel, der zur Serie gehört.

Titelbild: Nicole Kubelka/Geisler-Fotopress

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.

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