Benedict ist 23 Jahre alt, Student, kommt aus der Nähe von München und ist bisexuell. Bis er sich seiner sexuellen Orientierung bewusst war, hat es eine Weile gedauert. Im Interview sprachen wir über sein Coming-out – gegenüber sich selbst und der Öffentlichkeit.
Benedict, was bedeutet für dich Bisexualität?
Es war ein sehr langer Weg zur Erkenntnis. Bis ich 16 war hatte ich zwei feste Freundinnen. Danach dachte ich eine Weile lang, ich wäre vielleicht schwul. Jetzt, da ich weiß, dass ich bisexuell bin, heißt das einfach nur, dass beide Geschlechter für mich in Frage kommen – sowohl partnerschaftlich als auch sonst.
Gab es denn eine Art Schlüsselmoment, in dem dir klar wurde, dass du dich für Frauen und Männer interessierst?
Tatsächlich ja: In der Schule haben wir ein Buch gelesen, in dem ein Nebencharakter bisexuell war. Da habe ich plötzlich gemerkt, dass ich mich damit identifizieren kann.
Wem hast du es dann erzählt?
Das innere Outing fiel mir sehr leicht, weil ich mir nie selbst irgendwelche Denk-Blockaden auferlegt habe. Und auch mit der Familie zu reden hat mich nicht besonders unter Druck gesetzt, weil ich aus einem eher liberalen Elternhaus komme. Trotzdem komme ich ja aus einer Kleinstadt in Bayern und mir war wichtig, was die Leute von mir halten. Ein bisschen hatte ich schon Angst.
Und wie war es dann? Wie waren die Reaktionen?
Zuallererst habe ich mich Freunden anvertraut. Das waren nicht meine engsten, aber Leute, von denen ich dachte, dass sie gut damit umgehen würden. Auch ein paar Lehrer waren tatsächlich unter den Ersten, vor denen ich mich geoutet habe. Eine Art öffentliches Outing hatte ich in der 10. oder 11. Klasse auf einer Party. So gut wie niemand hat negativ reagiert. Sogar die „Machos“ haben das positiv aufgenommen. Man ist da vorher, glaube ich, etwas paranoid.
Besonders ältere Menschen sagen ja gerne, Bisexualität sei nur so eine Phase, in der man sich ausprobieren würde. Begegnest du solchen Vorurteilen auch?
Vereinzelt erlebe ich das auch. Ich habe auch einen großen schwulen Freundeskreis und leider begegnet man auch dort manchmal diesem Stigma. Da hinterfragen manche auch, ob es Bisexualität überhaupt gibt, und unterstellen mir, eigentlich homosexuell zu sein. Sie denken, ich würde mich als bisexuell outen, um gesellschaftlich akzeptierter zu sein.
Gibt es ein Geschlecht, zu dem du dich – momentan – mehr hingezogen fühlst?
Besonders partnerschaftlich interessieren mich gerade eher Männer. Aber ich denke, das kann sich im Laufe des Lebens immer wieder ändern.
Was würdest du Jugendlichen raten, die über ein Coming-out nachdenken?
Es ist sehr normal und gesund, sich Sorgen zu machen. Dennoch ist es nie so schlimm, wie man erwartet. Viele nutzen auch Umbruch-Zeiten, wie den Umzug von zu Hause in die Großstadt oder den Start ins Uni-Leben. Das kann helfen, neu anzufangen.
Das Interview führte Laura Patz aus der funky-Jugendredaktion
Du willst mehr? Du bekommst mehr!
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Es war ein sehr langer Weg zur Erkenntnis. Bis ich 16 war hatte ich zwei feste Freundinnen. Danach dachte ich eine Weile lang, ich wäre vielleicht schwul. Jetzt, da ich weiß, dass ich bisexuell bin, heißt das einfach nur, dass beide Geschlechter für mich in Frage kommen – sowohl partnerschaftlich als auch sonst.
Gab es denn eine Art Schlüsselmoment, in dem dir klar wurde, dass du dich für Frauen und Männer interessierst?
Tatsächlich ja: In der Schule haben wir ein Buch gelesen, in dem ein Nebencharakter bisexuell war. Da habe ich plötzlich gemerkt, dass ich mich damit identifizieren kann.
Wem hast du es dann erzählt?
Das innere Outing fiel mir sehr leicht, weil ich mir nie selbst irgendwelche Denk-Blockaden auferlegt habe. Und auch mit der Familie zu reden hat mich nicht besonders unter Druck gesetzt, weil ich aus einem eher liberalen Elternhaus komme. Trotzdem komme ich ja aus einer Kleinstadt in Bayern und mir war wichtig, was die Leute von mir halten. Ein bisschen hatte ich schon Angst.
Und wie war es dann? Wie waren die Reaktionen?
Zuallererst habe ich mich Freunden anvertraut. Das waren nicht meine engsten, aber Leute, von denen ich dachte, dass sie gut damit umgehen würden. Auch ein paar Lehrer waren tatsächlich unter den Ersten, vor denen ich mich geoutet habe. Eine Art öffentliches Outing hatte ich in der 10. oder 11. Klasse auf einer Party. So gut wie niemand hat negativ reagiert. Sogar die „Machos“ haben das positiv aufgenommen. Man ist da vorher, glaube ich, etwas paranoid.
Besonders ältere Menschen sagen ja gerne, Bisexualität sei nur so eine Phase, in der man sich ausprobieren würde. Begegnest du solchen Vorurteilen auch?
Vereinzelt erlebe ich das auch. Ich habe auch einen großen schwulen Freundeskreis und leider begegnet man auch dort manchmal diesem Stigma. Da hinterfragen manche auch, ob es Bisexualität überhaupt gibt, und unterstellen mir, eigentlich homosexuell zu sein. Sie denken, ich würde mich als bisexuell outen, um gesellschaftlich akzeptierter zu sein.
Gibt es ein Geschlecht, zu dem du dich – momentan – mehr hingezogen fühlst?
Besonders partnerschaftlich interessieren mich gerade eher Männer. Aber ich denke, das kann sich im Laufe des Lebens immer wieder ändern.
Was würdest du Jugendlichen raten, die über ein Coming-out nachdenken?
Es ist sehr normal und gesund, sich Sorgen zu machen. Dennoch ist es nie so schlimm, wie man erwartet. Viele nutzen auch Umbruch-Zeiten, wie den Umzug von zu Hause in die Großstadt oder den Start ins Uni-Leben. Das kann helfen, neu anzufangen.
Das Interview führte Laura Patz aus der funky-Jugendredaktion
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