Interviewserie bunte Liebe: „Ich bin pansexuell“

Donuts drücken Vielfalt aus
Grundlegend sind wir alle gleich – aber eben doch völlig verschieden. Für Pansexuelle spielt das Geschlecht keine Rolle.  Getty Images/RuthBlack

Die 17-jährige Lana fühlt sich prinzipiell zu allen Geschlechtern hingezogen. Wann sie das gemerkt hat und wie sie damit umgeht, darüber haben wir mit ihr gesprochen.

Von Carla Rüngeler

Lana (Name von der Redaktion geändert) ist groß gewachsen, ein schlankes Mädchen mit langen dunklen Haaren und einem sportlichen Stil. Sie begrüßt mich freundlich an der Haustür und bittet mich in ihre Wohnung, wo die 17-Jährige seit drei Jahren zusammen mit ihrer Mutter lebt. Wir gehen durch einen Flur in ihr helles, mit vielen Fotos und Postern geschmücktes Zimmer und setzen uns an Lanas weißen Schreibtisch – um über ihre Sexualität zu sprechen.

Lana, du bist pansexuell. Was genau bedeutet das?
Oft wird die Pansexualität mit Bisexualität verglichen, wo es sich bekanntermaßen um die sexuelle Orientierung zu beiden Geschlechtern handelt. Bei der Pansexualität ist man in der Lage, sexuelle Anziehungen bei Personen jeden Geschlechts zu empfinden, unter anderem auch zu Transgender oder Demi-Girls oder -Boys, also Menschen mit mehreren Geschlechtsidentitäten, wobei eine davon weiblich oder männlich ist. Mir ist es also egal, in welches Geschlecht ich mich verliebe.

Wann und wie hast du gemerkt, dass du dich nicht nur zu einem Geschlecht hingezogen fühlst?
Als ich zehn Jahre alt war, habe ich gemerkt, dass ich Mädchen auch attraktiv finde. Zu der Zeit war ich verzweifelt und kannte niemanden aus der LGBTQA+-Community, das ist die Gemeinschaft aller Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Queers, Asexuellen und mehr. Ich fühlte mich allein mit „meinem Geheimnis“ und hatte niemanden zum Reden.

Konntest du nicht mit deiner Familie sprechen?
Nein, ich hab mich nicht getraut, meinen Eltern davon zu erzählen. Ich habe mich auch bis heute nicht vor ihnen geoutet, will es aber bald tun. Ziemlich viele meiner Freunde wissen aber mittlerweile über meine sexuelle Neigung Bescheid und ich kenne auch viele Transgender und Lesben. Letztens habe ich mich auch mit meiner besten Freundin darüber unterhalten und es kam heraus, dass sie eine ähnliche Sexualität hat. Seitdem halten wir regelmäßig „Gay Talk“ und tauschen Erfahrungen aus.

„Im Internet bin ich auf die LGBT+-Community gestoßen und auf den Begriff „pansexuell“. Ich konnte mich sofort damit identifizieren.“

Wie ging es mit deiner Geschichte weiter?
Ich wurde älter und habe festgestellt, dass ich Jungen auch interessant finde. Dann habe ich mich das erste Mal in ein Mädchen verliebt. Wir waren befreundet und nach einiger Zeit hat sie mir gesagt, dass sie Transgender ist. Ich habe miterlebt, wie sie sich nach und nach verändert hat. Das hat aber nichts an meinen Gefühlen für ihn geändert. Im Internet bin ich auf die LGBT+-Community gestoßen und auf den Begriff „pansexuell“. Ich konnte mich sofort damit identifizieren.

Wie offen kannst du heute damit umgehen?
Ich habe akzeptiert, dass es einfach so ist. Ich finde es momentan ein bisschen blöd, dass die Menschen nicht überall tolerant sind und vor allem in der Öffentlichkeit viele Sexualitäten nicht akzeptiert werden oder das Ausleben schräg angeschaut wird. Allerdings gehe ich dieses Jahr mit meiner besten Freundin auf den Christopher Street Day, um ein bisschen Pride zu feiern.

Hast du einen Rat für Jugendliche, die sich in einer ähnlichen Situation befinden?
Man sollte sich nicht unter Druck setzen, denn man muss es nicht wissen, wenn man zehn ist. Man muss sich nicht unbedingt ein Label geben und mit einer Sexualität identifizieren. Man kann die Dinge einfach passieren lassen und sich verlieben. Außerdem muss man sich ja nicht sicher sein, denn es gibt auch die Bezeichnungen Queer, also dazwischen, und Questioning, also fragend. Was mir außerdem sehr geholfen hat, ist, mit Leuten, denen ich vertraue, darüber zu reden und von ihnen unterstützt zu werden. Das können zum Beispiel gute Freunde, die Familie oder Internetbekanntschaften sein. Man sollte immer wissen, dass man nicht alleine ist, auch wenn man sich manchmal so fühlt.

Bunte Liebe: Wir lieben alle unterschiedlich. Die Einen lieben Männer, die anderen Frauen, die Nächsten beide Geschlechter und den Übernächsten ist das Geschlecht gänzlich gleich. Wir sprechen von nun an in unregelmäßigen Abständen mit Menschen über ihre Sexualität, wie sie sie gefunden haben und wie sie sie ausleben. 

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.

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