Meinung

Großer Hype um große Kriminelle

Von Neele Völkner, Klasse 9b, Gymnasium Meiendorf, Hamburg

Jeffrey Dahmer war ein US-amerikanischer Serienmörder, der von 1978 bis 1991 Morde beging. Er wurde sehr bekannt durch seine brutalen kannibalistischen Aktivitäten, die er an 17 Opfern, die meistens männlich und homosexuell waren, ausübte. Nun wurde eine Serie am 21. September veröffentlicht, die seine kriminalen Tätigkeiten, sein Gerichtsverfahren und sein Denken veranschaulicht.

Diese Serie ist sehr populär geworden, wurde 710 Millionen Stunden geschaut und ist somit auf dem zweiten Platz der meist geschautesten Serien. Durch die immer wachsende Reichweite erlangte die Serie „Dahmer – Monster: The Jeffrey Dahmer Story” schnell eine starke Fangemeinde. Diese Personen fingen an Dahmer, welcher von Evan Peters gespielt wurde, auf sozialen Netzwerken zu verteidigen und seine Art zu foltern, wie Strangulierung und das ungewollte Einführen von Drogen, zu verherrlichen. Ihre Meinung verbreiteten sie auf Plattformen wie TikTok und Twitter. Viele verstehen die Gefahren nicht, die diese Kommentare mit sich bringen. Es kann passieren, dass jemand denkt, dass es okay wäre, so etwas grausames zu tun, weil du dann sehr bekannt und beliebt wirst. Das Internet erschafft das Bild, dass es okay wäre ein Serienmörder zu sein und du sogar dafür geliebt wirst.

Solche Fans gibt es aber schon seit mehreren Jahren, und Dahmer ist nicht der Einzige, der von vielen verehrt und geliebt wurde. Ted Bundy, Richard Ramirez und viele andere erhielten viele Liebesbriefe während ihres Aufenthaltes im Gefängnis. Ein paar Fans erschienen sogar zu Gerichtsprozessen in Hoffnung ihren Geliebten zu sehen. Einige haben sich auch, im Fall von Ted Bundy, wie seine Opfer gekleidet, da dieser immer eine bestimmte Art von Frau getötet und misshandelt hat. Hybristophilie ist der Begriff, der die Anziehung zu Sexual- und/oder Gewaltstraftätern beschreibt und der, der diese Fans am besten beschreibt.

Es gibt auch mehrere Serienmörder, die ein Vorbild in vorherigen Mördern gesehen haben, weil sie so fasziniert von deren Taten oder auch der Art waren, wie sie ihre Morde vollbracht haben. Diese Besessenheit wird zu sehr normalisiert und als okay in unserer Gesellschaft empfunden, da diese Männer ihnen selbst nichts getan haben. Es ist aber nicht okay. Die Besessenheit und Liebe für Serienmörder bzw. Kriminelle ist sehr gefährlich und respektlos. Viele Familien oder Angehörige haben ihre geliebten verloren während andere sich im Internet darüber unterhalten, wie attraktiv die Person ist.

Die Angehörigen können kaum ins Internet gehen, ohne dass sie einen Post sehen, der die Verarbeitung mit der Situation nicht einfacher macht. Bei dem am Anfang genannten Beispiel von der Serie über Jeffrey Dahmer, haben die Angehörigen sich darüber geäußert, wie sehr die Serie ihr Trauma wieder aufgebracht hat und dass sie nie Zustimmung für diese Serie gegeben haben. Der Direktor der Serie, Ryan Murphy, hat dennoch versichert er habe in den Jahren, in denen er die Serie geschrieben hat, versucht, 20 Angehörige zu kontaktieren — aber ohne Erfolg.

Kriminelle Aktivitäten schön zu reden ist gefährlich. Solche Trends können zu Dingen führen, die viele verletzt. Deshalb sollte man vorsichtig sein wen man unterstützt und wen nicht.

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.