Gründer und eigener Chef – unter 18? So funktioniert das.

Du hast eine Geschäftsidee, welche du unbedingt realisieren möchtest, bist allerdings noch keine 18 Jahre alt? Kein Problem! In Deutschland kannst du, auch wenn du noch nicht volljährig bist, eigenständig ein Unternehmen gründen und leiten. Dass hat sich unser Gastautor Samuel Pemsel nicht zweimal sagen lassen. In seinem Beitrag berichtet er von seinem Weg zum eigenen Unternehmen.

Gastbeitrag von Samuel Pemsel, Gründer von „SharpenMarketing“ und „Factz.“

Ganz allgemein gibt es zwei Möglichkeiten ein Unternehmen als Minderjähriger zu gründen. Entweder du gründest mit Hilfe einer volljährigen Person, die dann auch offiziell die Inhaber- oder Geschäftsführer-Position einnimmt und du übernimmst „nur“ die operativen Geschäfte.

Oder du machst es wie ich: komplett eigenständig. Das bedeutet, dass du allein dein eigenes Unternehmen gründest. Du leitest dieses, nach erfolgreichem Genehmigungsprozess, auch rechtlich selbst. Du bist dann allein für dein Gewerbe verantwortlich und unabhängig von volljährigen Personen. Wie das funktioniert und welche Schritte dahinterstecken, beschreibe ich euch aus meiner eigenen Erfahrung.

Von der Idee zum eigenen Unternehmen

Der erste Schritt zur Gründung des eigenen Unternehmens ist die Ermächtigung durch einen gesetzlichen Vertreter. Dies sind in den häufigsten Fällen Eltern, die dem Vorhaben schriftlich zustimmen müssen.

Wie bekommt man die Eltern dazu, ihre Unterschrift zu setzten? Dazu kannst du gedanklich in die Rolle deiner Eltern schlüpfen und dein Vorhaben aus ihrer Sicht betrachten. Schließlich ist die elterliche Erlaubnis Eltern der erste wichtige Schritt – auch wenn im folgenden Prozess noch viel größere Hürden zu bewältigen sind.

Auf jeden Fall empfiehlt es sich gut vorbereitet in ein solches Gespräch mit den Eltern zu starten. Ich hatte einen Businessplan vorbereitet, der mein gesamtes Vorhaben schwarz auf weiß darlegte. Ergänzend dazu ist eine Vorbereitung auf kritische Fragen, insbesondere im Hinblick auf das zukünftige Leben und die Ziele, besonders wichtig. So merken Eltern, wie auch spätere Rechtsbeistände oder Geschäftspartner, dass du dich ausgiebig mit der Thematik und der daraus folgenden Verantwortung beschäftigt hast.

Insgesamt ist professionelle Kommunikation, egal ob per E-Mail, Telefon oder Brief, essenziell wichtig, um seriös zu wirken und ernst genommen zu werden.

Jung-Unternehmer Samuel Pemsel über das A und O professioneller Kommunikation.

Sobald die Eltern einverstanden sind, gilt es ein förmliches Schreiben zu schreiben. Adressiert an das Familiengericht. Insgesamt ist professionelle Kommunikation, egal ob per E-Mail, Telefon oder Brief, essenziell wichtig, um seriös zu wirken und ernst genommen zu werden.

Nun musst du dich um die finale Genehmigung des Familiengerichts, welche essenziell für die Unternehmensgründung unter 18 ist, kümmern. Mit dieser Genehmigung sichert das Familiengericht dich ab, dass du nicht unbedarft Verpflichtungen eingehst, die dir erheblichen finanziellen Schaden bereiten könnten. Damit das Familiengericht die Entscheidung treffen kann, ob du die geeignet bist oder nicht, brauchen sie noch einige Dokumente, wie eine schriftliche Bescheinigung der Schule, die Kopie der Zeugnisse, verschiedene Stellungnahmen und eine Geburtsurkunde.

Nachdem du all diese Dokumente zusammengesucht, ordentlich verschriftlicht und professionell verschickt hast und von seitens des Familiengerichts keine weiteren Fragen mehr offen sind, bekommst du einen förmlichen Brief mit einer gerichtlichen Ladung. Diese Ladung enthält einen Termin bei einem Rechtspfleger, welcher die „End-Hürde“ vor deinem eigenen Unternehmen ist.

Jetzt entschiedet sich alles. Gibt es die Genehmigung des Familiengerichts oder nicht?

Grundsätzlich möchten die Rechtspflegenden verstehen und nachvollziehen, ob du weißt, was du tust und merken, dass du dich ausgiebig mit dem ganzen Thema Gründung beschäftigt hast oder nicht. Jedes Empfehlungsschreiben, jede Referenz, jedes Vorzeigebeispiel wird die Entscheidung des Rechtspflegers positiv erleichtern. Nimm dafür Kontakt mit Professoren oder Fachkräften aus deiner Branche auf, bitte diese, nach längerem Kontakt, dir ein Referenzschreiben auszustellen.

Wenige Wochen später steht dann die Entscheidung fest.

Im erfolgreichen Fall, wie bei mir, kannst du mit dem rechtskräftigen Beschluss einfach zum Gewerbeamt gehen und ein Unternehmen gründen. Der lange, bürokratische Prozess besteht, um dich vor Risiken und Gefahren zu schützen. Du wirst auf die Probe gestellt, ob du wirklich dein eigener Chef werden wills oder ob dies nur eine nette Idee von dir war.

Ich hoffe, dass du einiges aus meinem Gastbeitrag mitnehmen konntest und wünsche dir bei deinem Prozess viel Erfolg und einen langen Atem. Bereite dich ausführlich vor, bitte andere Unternehmer dir Feedback zu geben und gehe selbstbewusst in das Gespräch beim Amtsgericht. Im Endeffekt sind es auch nur Menschen, die dir ein paar Fragen stellen, um dich zu schützen. Halte dir das vor Augen und du wirst bestimmt deine uneingeschränkte Geschäftsfähigkeit erhalten.

Über unseren Gastautor:
Samuel Pemsel ist 17 Jahre alt und hat schon zwei eigene Unternehmen in seiner Heimatstadt Düsseldorf gegründet. Zum einen die Agentur „SharpenMarketing“, die Unternehmen hilft, Generationskonflikte zu lösen und eine Marktforschungsstartup mit dem Namen „Factz.“.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.