Interview

Schiedsrichter Lars J.: „Über 200 Übergriffe in der aktuellen Saison“

Schiedsrichter sind besonders in Berlin immer wieder gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt.
Schiedsrichter sind immer häufiger Opfer von Gewalt. Die Berliner Schiedrichter setzten im vergangenen November einen Zeichen dagegen, indem sie streikten. Ein Betroffener erzählt uns von seinen Erfahrungen im Interview.
Von Benedikt Bosch, Klasse 8b, Berlin International School

Am 02.11.2019 setzten die Schiedsrichter ein Zeichen gegen Gewalt. Die zunehmende Gewalt und Diskriminierung auf Berlins Fußballplätzen hat die Schiedsrichter veranlasst, in Berlin fast 1.500 Amateur-Fußballspiele ausfallen zu lassen. Lars J. ist Schiedsrichter und Trainer. Der Schiedsrichterberuf fasziniert Lars, weil er neben dem Respekt der Spieler auch die Kontrolle über das Spiel erlaubt. Die Leidenschaft zum Fußball bringt ihn dazu, die Wochenenden als Schiedsrichter auf den Fußballplätzen in Berlin zu verbringen.

funky: Warum genau habt Ihr gestreikt?

Lars J: Weil es momentan im Land Berlin sehr viele gewaltsame Übergriffe auf Schiedsrichter gibt. Das hat sich in diesem Jahr um das 40-fache gesteigert. Es waren weit über 200 Angriffe bisher in der Saison und das ist noch nicht einmal die Hinrunde. Deswegen wollten wir ein Zeichen setzen, dass Gewalt auf dem Sportplatz nichts zu suchen hat.

Wie hat sich die Stimmung rund um den Fußball in den letzten Jahren verändert?

Das Spiel ist definitiv schneller geworden. Ich glaube, dass ist jedem aufgefallen. Nehmen wir mal die WM 2010 als Beispiel, da wurde hauptsächlich Ballbesitz-Fußball gespielt, der sehr langsam war. Wenn man die WM von 2018 als Gegenstück nimmt, sieht man, dass der Fussball da deutlich schneller geworden ist, dass man kaum noch Zeit hat, den Ball anzunehmen, dass alles sehr schnell geht und allgemein sehr viel Druck auch ausgeübt wird. Ich glaube, dass es früher noch alles ein bisschen entspannter war, dass man noch mehr Zeit hatte, nicht so unter Druck stand und es nicht so schlimm war, wenn man einen Fehler gemacht hat. Jetzt sieht man an den Trainern, dass man deutlich mehr unter Druck steht und Leistung zeigen muss und sehr schnell für Fehler Verantwortliche gesucht werden.

Gibt es bestimmte Jahrgänge, wo es sehr gewalttätig ist?

In der C-Jugend, in dem Alter von 12 und 13-Jährigen, sind sie gerade in der Phase der Pubertät und setzen sich sehr gerne mit dem Schiedsrichter auseinander. Dort wird nicht unbedingt körperlich, jedoch sehr viel mit Worten gearbeitet, auch gegen den Schiedsrichter, der auch gerne mal nicht so schöne Sachen zu hören bekommt. Körperliche Übergriffe sind am schlimmsten am Ende des Männer-Bereiches, also ab 28 Jahren. Hier passieren schon die meisten Sachen, da dort sehr viele Emotionen drin sind, man teilweise auch schon sehr viel Schlechtes von Schiedsrichtern mitbekommen hat, sodass da der körperliche Überfall, sag ich mal, am größten ist.

Durch den Streik wurden viele auf das Problem aufmerksam gemacht und aus Sicht der Schiedsrichter hat es sich gelohnt. Nach Meinung der Schiedsrichter war dies ein erstes Zeichen und die Vereine und Spieler machen sich Gedanken über Maßnahmen, wie man zukünftig wieder mehr Sportsgeist und Fairness erreicht.

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.