Meinung

Zur Not macht der Teufel YouTube

annegret kramp-karrenbauer
Die CDU will jetzt auch auf Youtube mitmischen. Foto: Patrick Büttgen, phoenix (CC BY-SA 4.0)/ Montage: Raufeld Medien
Dagi Bee kann einpacken gehen, denn Annegret Kramp-Karrenbauer mischt YouTube jetzt so richtig auf – kurz nachdem ihre Partei diese Plattform förmlich mit neuen Urheberrechtsreformen massakrieren wollte.
Von Antonia Bernitt

Nachdem YouTuber Rezo die CDU/CSU und die SPD in seinem Video in winzig kleine Einzelteile zerlegt hat, ist auch AKK aufgefallen, dass in der Regierung einiges nicht ganz perfekt läuft, oder zumindest, dass wir Jugendlichen das so empfinden. Erschreckend späte Erkenntnis. Na ja, lieber spät als gar nicht, könnte man meinen, solange die Konsequenzen, die daraus gezogen werden, sinnig sind.

Hm, ich glaub, der Jugend ist aufgefallen, dass wir ein paar Probleme haben. Dass unsere Regierung etwas lückenhaft ist. Sogar noch bevor wir das gemerkt haben. Und was machen wir jetzt? Seriös darauf reagieren? Etwas ändern? Nein, ich hab’s! Wir streamen jetzt die Sitzungen der CSU live und bauen uns eigene Influencer auf! Genau. Das wird DER Hit auf YouTube. Julien Bam, Rewinside oder Kelly MissesVlog, das waren Trends von 2018. 2019 guckt man nur noch Livestreams aus dem Bundestag.

Politiker nehmen sich viel zu ernst

An sich ist die Grundidee, zu versuchen, uns Jugendlichen etwas näherzukommen, ja durchaus gut. Wir sind schon bald Wähler und weder CDU/CSU noch die SPD haben bei uns einen guten Eindruck hinterlassen, im Gegensatz zu der Konkurrenz, die bei den Wählern im Alter von 18 bis 24 klar in der Führung lag. Allerdings stelle ich es mir ziemlich lustig vor, dass YouTube jetzt von Politikern gemacht wird. Diese Plattform lebt von unserer Generation, von Quatschköpfen, die sich vor der Kamera zum Affen machen, von Künstlern, die ihre ganze Energie in das Drehen, Schneiden und Planen von Videos stecken, nicht von Politikern, deren einzige Absicht es ist, bei uns Jugendlichen besser anzukommen, und die sich dabei auch noch viel zu ernst nehmen.

Für mich klingt die Idee der Union, Influencer aufzubauen, mehr wie eine Notlösung. Die Wahlergebnisse waren aus Sicht der CDU/CSU ziemlich enttäuschend und ganz getreu dem Motto „In der Not frisst der Teufel Fliegen“ versucht man jetzt, cooler zu werden. Diese Generation, die nächsten Wähler, müssen irgendwie erreicht werden, irgendwie muss man die davon überzeugen, dass die Union es wert ist, gewählt zu werden. Mit Wahlplakaten kann man eben nicht mehr so viel erreichen, Meinungen entstehen heute zum Großteil im Internet.

Klar ist YouTube bunt und vielfältig und es gibt ja nicht nur alberne Künstler, viele Kanäle laden auch politischen Inhalt hoch, Videos, in denen ganz objektiv politische Themen angesprochen und erklärt werden. Wir sind in diesem Genre also nicht unterversorgt. Also, liebe Union, wir freuen uns auf eure Videos, aber bitte denkt nicht, dass wir die allzu ernst nehmen. Das tut ihr mit uns ja auch selten.

Titelbild: Patrick Büttgen, phoenix (CC BY-SA 4.0)/ Montage: Raufeld Medien

Für mich ist funky eine gute Möglichkeit den Journalismus näher kennen zu lernen, da ich mir durchaus vorstellen kann, später in diesem Berufsfeld tätig zu sein. Mein bevorzugtes Thema ist Literatur, da ich selber eine kleine Leseratte bin. Vor allem reizt es mich aber, mich mit mir unbekannten Themen auseinander zu setzen, mir neues Wissen anzueignen und das dann mit den Leserinnen und Lesern zu teilen.