Interview

Interview: Das Global Diplomacy Lab gegen Jugendgewalt in Chicago

Person auf einer Demo in den USA haelt Schild mit der Aufschrift „Protect Kids, Not Guns" hoch
Person auf einer Demo in den USA haelt Schild mit der Aufschrift „Protect Kids, Not Guns" hoch (c) Unsplash
In Chicago fallen am Tag durchschnittlich 20 Jugendliche Schusswaffen zum Opfer. Das tut das Global Diplomacy Lab dagegen
Von Anton Schultze-Hartmann, Klasse 8b, Schiller-Schule Bochum

Meine Cousine Katharina Sabatzki arbeitet für ein Projekt in Berlin, das sich dieses Jahr mit Strategien gegen Jugendgewalt beschäftigt hat. Ich habe sie dazu interviewt.

Was machst du beruflich?

Ich arbeite für das Global Diplomacy Lab (GDL). Das ist ein Projekt, das vom Auswärtigen Amt und vier anderen Förderpartnern, der Mercator-Stiftung, der BMW-Stiftung Herbert Quandt, der Global Leadership Academy und der Robert Bosch-Stiftung unterstützt wird.

Was macht das GDL?

Das GDL ist eine Plattform, die sich für eine integrative, innovative und moderne Form der Diplomatie einsetzt. Du kannst es dir so vorstellen: Das GDL verbindet Menschen aus aller Welt mit ganz unterschiedlichen beruflichen Hintergründen, damit sie sich über Themen, die uns alle beschäftigen, unterhalten können und vielleicht auch Lösungen finden. Jedes Jahr wird sich einem anderen Thema gewidmet. Letztes Jahr ging es um die Rolle von Museen bei der Aufarbeitung von Massengräueltaten. Hierfür sind die GDL-Mitglieder bis nach Buenos Aires in Argentinien geflogen. Dieses Jahr ging es um die Prävention von Jugendgewalt in der Welt am Beispiel Chicagos. Deswegen sind wir auch im November dorthin geflogen.

Was habt ihr in Chicago gemacht?

In Chicago haben sich ungefähr 40 GDL-Mitglieder getroffen. Alle haben sich zuvor in Arbeitsgruppen mit Ideen zur Prävention von Jugendgewalt beschäftigt. Vor Ort haben diese Arbeitsgruppen dann sogenannte „Community Partner“ getroffen. Diese „Community Partner“ sind Menschen, die sich in verschiedenen Projekten täglich mit den Folgen von Jugendgewalt beschäftigen und deswegen Experten sind. Die GDL-Mitglieder haben ihre Ideen erst vorgestellt und dann zusammen mit den „Community Partnern“ weiter entwickelt. So konnten sie überprüfen, ob ihre Ideen überhaupt praktisch in die Tat umsetzbar sind.

„Das Problem Jugendgewalt geht alle etwas an“

Katharina Sabatzki im Namen des Global Diplomacy Lab

Warum wart ihr denn dafür ausgerechnet in Chicago und nicht woanders?

Chicago ist bekannt dafür, dass extrem viele, vor allem junge Menschen Schusswaffen zum Opfer fallen. Es gibt viele Jugendgangs im Süden der Stadt. Jugendliche, die dort aufwachsen, haben oft gar keine andere Chance als sich einer Gang anzuschließen. Oft waren auch schon die Großväter und Väter in der selben Gang. Die Gangs stärken ihren Mitgliedern den Rücken und verteidigen diese, wenn befeindete Gangs einen Angriff starten. Die Statistik in Chicago zeigt das durchschnittlich am Tag 20 Jugendliche Opfer von Schusswaffen werden. Die „Community Partner“ setzten sich dafür ein, den jungen Menschen Alternativen zum Gangleben zu bieten, schlichten Streitigkeiten, vermitteln Jobs und stehen nachts in besonders gefährlichen Teilen der Stadt, um mit den Jugendlichen zu reden, Basketball zu spielen oder zu vermitteln.

Was habt ihr denn dann erreicht, als ihr in Chicago wart?

Die GDL-Mitglieder haben während ihres Aufenthalts Ideen entwickelt, wie man den jungen Menschen helfen kann. Eine Arbeitsgruppe hat Kontakte zu Unternehmen vor Ort aufgenommen, die jungen Menschen aus dem Süden der Stadt einen bezahlten Ausbildungsplatz anbieten. Eine andere Arbeitsgruppe hat ein Projekt vorgeschlagen, in dem die Jugendlichen ihre Freizeit mit Theaterspielen verbringen können, um ihre Emotionen zu verarbeiten. Und eine andere Arbeitsgruppe hatte die Idee, mit einer Werbekampagne namens „We are Chicago“ die Stadt darauf aufmerksam zu machen, dass das Problem Jugendgewalt alle etwas angeht. Diese Ideen werden nun vor Ort von den Community Partnern weiter verfolgt.

Beitragsbild: Tim Mudd via Unsplash

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.