Eine neue Heimat in Bochum

Deutsches Bergbaumuseum Bochum

Maya berichtet davon, wie sich im Jahr 2014 ihr Leben verändert hat, als sie und ihre Familie ihre Heimat in Syrien verlassen haben. Jetzt ist Bochum ihr neues Zuhause.

Von Maya Belal, 15 Jahre, Lessing-Schule Bochum

Im Jahr 2014 hat sich mein Leben verändert: Um 3:00 Uhr nachts rief mich meine Mutter und sagte: „Wir müssen schnell unser Haus verlassen.” Ich habe sie gefragt: „Was ist denn los?“ Sie sagte kein Wort mehr und nahm meine Hand und die meiner Geschwister. Mein Vater war draußen und wartete auf uns. Ich wusste nicht, was draußen vor sich geht. Denn seit einem Monat hatte ich das Haus nicht mehr verlassen. Auf der Straße lagen viele Leichen, Blut überall, Geräusche von Schüssen. Eine Minute später kam der Freund von meinem Vater und fuhr uns mit seinem Auto bis zur Grenze unseres Dorfes „Kastal Jendo“. Ich hab mich in dieser Zeit gefragt: „Was ist los? Wieso sind die Menschen so gemein zueinander? Haben sie ihren Verstand verloren?“ Drei Wochen später haben wir uns von der Freundin meiner Mutter verabschiedet und sind nach dem Aufenthalt in der Türkei nach Deutschland gereist.

Das erste Flüchtlingsheim, welches ich und meine Familie besucht haben, war in Neumünster. Es war am Anfang sehr schwer, da es keine Plätze mehr für uns gab. Alle Räume im Flüchtlingsheim waren mit mehr als 1000 Flüchtlingen gefüllt. Zum Glück konnten wir nach einem Monat von Neumünster mit dem Zug nach Bochum fahren, da wir eine Umsiedlung gemacht haben. Einfach war es nicht, denn sie haben uns nicht viel Zeit gegeben, um den Raum im Flüchtlingsheim zu räumen. Beim Umstieg im Hauptbahnhof in Hamburg wussten wir dann nicht auf welches Gleis wir müssen, um den richtigen Zug zu nehmen. Aber manchmal muss man an Zufälle glauben. Ein Bekannter meiner Mutter hat uns gesehen und hat uns bis nach Bochum begleitet. Nach Aleppo ist jetzt Bochum mein neues Zuhause.

Am Anfang hatte ich sprachliche Probleme, aber ich habe Deutsch gelernt

Am Anfang hatte ich auf jeden Fall sprachliche Probleme, denn die deutsche Sprache ist kompliziert. Ich war am Anfang traurig, denn ich habe meine Freunde, Schule und Familie verloren. Mein Vater konnte leider nicht mit uns nach Deutschland kommen, weil wir nicht genug Geld hatten. Außerdem hatten wir Angst, dass wir zurück geschickt werden nach Syrien. Heute ist alles ganz anders, mein Leben hat sich verändert. Ich habe Deutsch in der Schule und durch meine Freunde gelernt. Das Leben wurde immer besser hier. Ich gehe heute zur Schule wie alle Kinder in Deutschland, und habe neue Freunde kennengelernt.

Nach der Schule muss ich immer viel lernen, da ich manchmal übersetzen muss oder Nachhilfe habe. Als ein Flüchtlingskind muss ich immer meiner Mutter helfen und übersetzen im Ausländeramt und fast überall sonst. Ich muss mich um viele Dinge kümmern: Briefe schicken, schreiben oder Gespräche. Das sind heute sowas wie meine zusätzlichen Hausaufgaben. Aber meine Hobbys mache ich natürlich auch weiter. Ich spiele Gitarre und singe jeden Dienstag und Mittwoch Nachmittag. So lebe ich jetzt. Die Menschen in Deutschland sind freundlich zu meiner Familie und mir. Viele Menschen haben uns sehr unterstützt, und hiermit möchte ich mich bei jedem bedanken.

Titelfoto: Maik Meid/Flickr (CC-BY-2.0)

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.

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