Steinernes Gewissen: Orte der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus

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Deutsche Städte sind voller Erinnerungsorte an die Schreckenstaten und Opfer des Zweiten Weltkrieges. Den jüngeren Denk- und Mahnmalen ist dabei gemeinsam, dass ihre Architektur durch Zurückhaltung und Schlichtheit gekennzeichnet ist. Sie sollen Einsicht und Demut vermitteln und an die Toleranz und Menschlichkeit appellieren. Unsere Autorin stellt drei Orte der Erinnerung vor.

Von Rebecca Gatter, Klasse 8d, Schiller-Schule Bochum

Im Zweiten Weltkrieg sind viele Menschen gestorben. Die Gesamtzahl lässt sich nur schätzen und wird mit ungefähr 65 Millionen im Krieg, sowie weiteren 15 Millionen Toten angegeben, die den Folgen erlegen sind. Das käme zahlenmäßig dem nahe, als würden alle Menschen Deutschlands sterben. Diesen Opfern des Krieges – zu ihrem Gedenken und der Erinnerung – wurden nach und nach immer mehr Denk- und Mahnmale errichtet. Es folgen drei Orte der Erinnerungskultur.

Den Anfang macht das Konzentrationslager Buchenwald. So war Buchenwald am Ende des Krieges das größte KZ im damaligen Deutschen Reich. Das KZ Buchenwald ist für die Verbrechen des Nationalsozialismus zum Synonym geworden. Im Juli 1937 ließ die SS das KZ nahe Weimar mit dem Ziel errichten, politische Gegner, wie Juden, Sinti und Roma oder Homosexuelle, dauerhaft aus dem „deutschen“ Leben auszuschließen. Nach Kriegsbeginn wurden Menschen aus ganz Europa im KZ Buchenwald inhaftiert. Die SS zwang sie zur Arbeit für die deutsche Rüstungsindustrie. Wer sich dem widersetzte, wurde getötet. Die Menschen, die nicht an körperlicher Belastung gestorben waren, wurden erschossen (in einer Tötungsanlage wurden über 8.000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen!) oder starben in der Folge an Folter, medizinischen Experimenten oder Nahrunsgsmangel.

Buchenwald ist seit 1990 eine Gedenkstätte für all die, die dort ermordet wurden. Wenn man über das riesige Feld läuft, lässt einen das Gefühl nicht los, dass dort bis heute keine Blumen wachsen, keine Vögel zwitschern und die Besucher kein Lächeln auf dem Gesicht tragen. In einem der Lagergebäude sind an kahlen weißen Wänden die Geschichten der Inhaftierten zu lesen, – über Lautsprecher werden ihre Erlebnisse erzählt.

Die Schuldgefühle, von denen man übermannt wird, – auch wenn man selbst nichts getan hat –, sind unerträglich. Die Erleichterung beim Verlassen des Geländes ist groß.

Ein weiterer Ort, um den Opfer des Zweiten Weltkrieges zu gedenken, ist das Holocaust-Mahnmal in Berlin. „Holocaust“ ist das hebräische Wort für „vollständig verbrannt“. Das Mahnmal, das zwischen 2003 und 2005 erbaut wurde, trägt den offiziellen Titel: Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Auf einem rund 19.000 Quadratmeter großen Feld wurden 2711 Stelen aus dunkelgrauen Betonquadern verteilt. Man läuft wie durch ein Labyrinth und gelangt schließlich an eine Treppe, die zum unterirdischen Ort der Information führt. Dieser ist mit einem Museum der Familien zu vergleichen. Natürlich wurden einige Familien ausgelassen, da es sechs Jahre, sieben Monate und 27 Tage dauern würde, um alle Lebensgeschichten der Opfer vorzulesen. In der Nähe des Holocaust-Mahnmals befindet sich auch eine Gedenkstätte für die Sinti und Roma und Homosexuelle.

Stolpersteine. Wer kennt sie nicht? Der Künstler Gunter Demnig fing 1992 mit dem Projekt „Stolpersteine“ an. Die Stolpersteine sind nicht nur auf einen Ort begrenzt, sondern in ganz Deutschland verteilt. Die messingfarbenen Steine, die einen Stein des Kopfsteinpflasters ersetzen, sollen an die Menschen erinnern, die in der NS-Zeit verfolgt, vertrieben, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Man stolpert beinahe wörtlich über die Geschichten der Verstorbenen. Wenn man hinunter blickt, um die Lebensdaten der Familien und deren Wohnort zu lesen, macht man zwangsläufig eine Art Verbeugung für die Opfer des Faschismus.

Vielleicht haltet ihr mal Ausschau nach Stolpersteinen oder anderen Mahnmalen in eurer Umgebung?

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Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.

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