„Durch Hausaufgaben wird viel Stress verursacht“

Hausaufgaben verursachen Stress

Mit der neuen Regierung in NRW stellen sich auch viele Fragen zum Thema Bildungspolitik. Ich sprach mit Frau Dr. Elisabeth Hennecke, die seit 2011 Schulleiterin der Don-Bosco Grundschule in Bochum ist.

Von Florian Steinkamp, 8A, Schiller-Schule Bochum

Florian Steinkamp: Was war in Ihrer Schulzeit Ihr Lieblingsfach?
Dr. Elisabeth Hennecke: Also am Ende Mathe und Religion.

Hat Ihnen der Schulunterricht Spaß gemacht?
In der Mittelstufe überhaupt nicht, aber in der Oberstufe wurde es dann deutlich besser. Aber ich bin ja eine andere Generation als ihr, und wir hatten wirklich so ganz alte, konservative Lehrer. Es funktionierte alles nur mit Angst, Drohungen und Druck. Also wirklich Spaß gemacht hat mir der Unterricht nicht. Es hätte besser sein können.

Was verstehen Sie unter dem Wort „Schule“?
Schule ist für mich ein Raum, in dem junge Menschen Dinge lernen, aber auch erzogen werden und mit bestimmten Grundhaltungen lernen. Also mit Spaß lernen, so wie ich es nicht hatte. Schule ist für mich etwas, wo viel für das Wissen gemacht wird, aber auch für das Verhalten und das soziale Miteinander der Kinder und Jugendlichen.

Was ist der größte Unterschied zwischen den Schulen, als Sie ein Kind waren, und den Schulen heute?
Ich bin ja schon etwas älter und bin im Sauerland aufgewachsen. Das heißt, meine Schulzeit ist jetzt schon ein bisschen her und war sehr hinterwäldlerisch. Ich habe auch nichts anderes als Frontalunterricht erlebt und hatte sehr strenge Lehrer. Ich glaube es ist der größte Unterschied, dass die Lehrer heute nicht mehr so streng sind wie früher. Außerdem wissen wir Lehrer jetzt auch schon viel besser, wie Lernen funktioniert.

Finden Sie 30 Schüler pro Klasse gut oder sollten es weniger sein? Was müsste dafür unternommen werden, wenn die Klassen kleiner sein sollen?
Es sind definitiv zu viele Schüler. Ich glaube, dass gerade die Stellschraube „kleinere Klassen“ den Unterricht sehr, sehr deutlich optimieren kann. Dazu braucht es keine tollen Räume, aber es braucht dafür Lehrer oder Lehrerinnen und die kosten den Staat natürlich auch Geld. Meines Erachtens würde es sich aber lohnen, gerade dieses Geld auf den Tisch zu legen.

Inklusion ist im Moment in der Presse ein sehr großes Thema. Welche konkreten Schwierigkeiten sehen Sie in der Umsetzung in den Schulen bzw. den Klassen?
Ich sehe, dass viele Rahmenbedingungen nicht geschaffen sind, um Kinder gut aufzufangen. Das hat auch mit der Klassengröße zu tun. In einer 30-er Klasse kann ich mich nicht um ein oder zwei Kinder kümmern, die mehr Aufmerksamkeit brauchen. Ich sehe es als nichtgeschaffene Rahmenbedingung, dass wir Lehrer nicht gut genug dafür ausgebildet wurden, um bestimmte Defizite bei Kindern zu erkennen und auch damit umzugehen. Ich weiß auch nicht genau, ob es für inklusiv geschulte Kinder gut ist, immer zu merken: „Mit mir ist etwas anders“, „Ich bin viel schlechter oder langsamer“ und „Ich brauche mehr Unterstützung“.

Und was Ist die größte Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingskindern?
Ich glaube, das ist die Sprache. Dafür braucht man schnellere, bessere und intensivere Unterstützung von der Schule. Und das ist wieder vom Personal abhängig.

Ich habe gelesen, dass einige Pädagogen für die Abschaffung von Hausaufgaben sind. Was halten Sie davon? Ist das besser für Grundschüler oder die Schüler an den weiterführenden Schulen?
Ich glaube auch, dass durch Hausaufgaben sehr viel Stress verursacht wird. Dann sind diese Hausaufgaben nicht mehr förderlich. Bei den Grundschülern ist es sowieso möglich, auf die Hausaufgaben zu verzichten. Aber von den Schülern an den weiterführenden Schulen sind viele in einem Alter, in dem sie nicht mehr so lernwillig sind. Dann ist es manchmal ein bisschen besser, das Instrument „Hausaufgaben“ zu haben. Aber ich halte Hausaufgaben nicht für das wichtigste pädagogische Instrument.

Stellen Sie sich vor, ich wäre eine gute Fee und könnte Ihnen 3 Wünsche beim Schulministerium erfüllen. Welche Wünsche wären es?
1. Mehr Lehrer und bessere Ausbildungen und Fortbildungen für diese.
2. Sinnvolle Ausstattung von Schulen: Jetzt geschieht diese nach einem „Gießkannenprinzip“. Ein Beispiel: Jetzt bekommen wir neue Tische. Wir brauchen aber keine neuen Tische sondern einen neuen Schrank, nehmen aber trotzdem die Tische, weil wir wissen, dass wir in 2 Jahren, wenn wir neue Tische brauchen, keine Tische bekommen.
3. Dass Schulen eigenständig Geld ausgeben dürfen, ohne alles bei der Stadt beantragen zu müssen.

Foto: pexels/energepic.com

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.

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