Weltenbummlerin: Vom Wilden Westen nach Südafrika

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Josephine wusste schon als Kind, was sie werden will: Weltenbummlerin nämlich. Auf ihren Reisen nach Amerika und Afrika hat sie sich selbst gefunden.

Von Josephine Wiese, Klasse 10c, Private Stadtteil-Schule St.Georg, Hamburg

Schon früh Jahren begann ich zu reisen und es zu lieben. Es war immer anders, immer neu – andere Kulturen, andere Städte und ganz besondere Orte. Ich begab mich auf Reisen – alleine aber auch mit der Familie. In Amerika habe ich mich gefunden und mich selbst neu kennengelernt. Ich habe mich entschieden, dort zur Schule zu gehen und zu studieren. So bin ich auf das Reisen gekommen. Ich habe schon als Kind gemerkt, dass es mich in die Ferne zieht.
Durch das Reisen bin ich erwachsener geworden und ich bin über mich selbst hinausgewachsen. Das Reisen verändert Menschen und gibt ihnen eine neue Sichtweise auf das Leben – auf Alles.

Freiheit als Cowgirl auf der Ranch

Einer meiner Lieblings-Orte ist Arizona.
Dort verbrachte ich Zeit auf der White Stallion Ranch im Wilden Westen, in Tucson, an der Grenze zu Mexiko.
Hier fand ich mich wieder in zerrissenen Jeans, Cowboy-Hut und derben Handschuhen. Die Sonne brannte auf meiner Haut. Überall wieherten die Pferde und Kühe fraßen die Kakteen – die einen blühten, die anderen verwelkten in der Sonne. Die Vögel bauten ihre Nester in den Saguaro-Kakteen, haushoch in den Himmel ragten. Es ging steil bergauf – Zusammen mit meinem Pferd ritt ich den „Suicide Pass“, dessen Name für sich spricht. Ich hatte Angst, denn es gab keine befestigten Wege, sondern nur blanken Fels. Die Pferde setzten vorsichtig Schritt vor Schritt und trotzdem knickten meinem immer wieder die Beine weg. Ein Mann hinter mir stürzte sogar. Doch dann waren wir ganz oben angekommen und die Aussicht war wunderschön.

Es ging zurück auf die Ranch – zum Glück wohlbehalten. Diesen besonderen Ritt werde ich nie wieder vergessen! Der Sternenhimmel war klar und der Mond schien hell. Es war bitterkalt, denn wir waren ja mitten in der Wüste, ich ging müde und erschöpft zu Bett. Der nächste Tag begann früh und aufregend. Ich durfte mit meinem Pferd und einem Lasso Rinder treiben. Später kam ich zum Barrel Race, wobei man schnellstmöglich große Fässer umreiten muss. Als Lee Greenwoods „God bless America kam“, legten die Amerikaner ihre rechte Hand auf das Herz und waren stolz. Für eine sehr lange scheinende Minute schwiegen wir alle.
Ich war stark berührt und glücklich, an diesem besonderen Ort voller Amerikanischer Geschichte sein zu dürfen. So stark wie noch nie konnte ich das Gefühl von Freiheit und Unendlichkeit spüren.

Zwischen Love Birds und Flamingos in Florida

Einige Zeit später wurde dieses Gefühl auf meiner Reise nach Florida wieder geweckt. Meine Schwester und ich gingen in die Jungle Gardens , einen wunderschönen Park der schon seit 1950 existiert. Ein Ort der einzigartig und wunderschön ist – unser Lieblingsort in Sarasota. Die freilaufenden Flamingos mit der Hand zu füttern, ist ein unbeschreibliches Gefühl. In diesem Park wachsen Bäume, die dort schon seit über 100 Jahren stehen. Sulfur-Wasser kommt aus natürlichen Quellen und Alligatoren liegen im Wasser und schlafen, weil es so tropisch heiß ist. Die verschiedenen Papageien begrüßen dich mit einem „Hey“ oder „Hallo“. Weiße Kakadus, blaue und rote Aras und die sogenannten Love Birds heißen einen Willkommen. Die Jungle Garden sind ein wirklich besonderer Ort, an den ich immer wieder gerne zurückkehre. Er lässt mich an meine Kindheit denken und gibt mir das Gefühl, wieder so unbeschwert wie damals zu sein.

Wunder der Natur in Kalifornien

Jahre später ging es für mich wieder auf Reise. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Ich wusste nur, es würde nach Kalifornien gehen. Abenteuer, atemberaubende Landschaften, sehr große Wasserfälle und viele Tiere – all das sollte auf mich zukommen. In Los Angeles gelandet, machten wir uns auf den Weg nach San Francisco. Es ging weiter in den National Park Yosemite, der 3000 Quadratkilometer groß ist. Ich sah Wasserfälle, die für mich unerreichbar wirkten. Sie waren einzigartig und etwas völlig Neues für mich. Faszinierend waren auch die Mammutbäume, für die man eine Kette von Menschen braucht, um nur ihren Umfang zu messen. Überall sah ich verbrannte Erde und Asche. Erst später verstand ich, dass diese Bäume nur überleben können, wenn sie brennen.

In diesem Park sind mir neue Dinge begegnet, die mir vorher noch nie begegnet waren. Dass etwas brennen muss, um sich fortzupflanzen, hätte ich nicht für möglich gehalten. Eine Reise mit Abenteuern und immer wieder neuen Erlebnissen sollte nun dem Ende zu gehen. Ein Kapitel sollte sich schließen und das nächste sollte nicht lange auf sich warten lassen.

Auf den Spuren Mandelas in Südafrika

Endlich war es Zeit für Afrika. Eine neue Reise sollte beginnen und damit auch ein neues Kapitel in meinem Leben. Zuerst ging es für mich nach Kapstadt in Südafrika. Ein Ort, der nicht vergleichbar ist mit den Orten, an denen ich bisher gewesen war. An den Straßen saßen junge wie alte Frauen und probierten, ihre Ware zu verkaufen, die sie selbst hergestellt haben, um zu überleben. Meistens waren es Holzschalen, Salz- und Pfefferstreuer oder kleine Tierskulpturen wie Löwen und Giraffen. Diese waren mit schwarzer Schuhcreme eingerieben, damit sie in der Sonne glänzten.

Die Menschen waren nett und freundlich, teilweise aber auch sehr aufdringlich. Ich fühlte mich hin- und hergerissen. Sollte ich etwas kaufen, um den Frauen zu helfen, sich und ihre Familie zu ernähren? Oder sollte ich weitergehen, wie es die meisten Menschen taten, die vor mir liefen? Ich sah ein kleines Mädchen, das mich sofort an meine Schwester erinnerte und so entschied ich mich, etwas für sie zu kaufen. Dieses Gefühl konnte mir keiner mehr nehmen.

Aufder selben Reise besuchte ich Robben Island, das Gefängnis, in dem Nelson Mandela 27 Jahre seines Lebens verbrachte. Die Farben und die unendlich lang erscheinenden Flure machten mir Angst. In seiner winzig kleinen Zelle zu stehen, war ein so bedrückendes Gefühl, dass ich sofort wusste, dass ich das nie wieder erleben wollen würde.

„Das Reisen führt uns zu uns zurück“

Diese Begegnungen auf meiner eigentlich kurzen Reise sollten noch eine Rolle in meinem Leben spielen.
Ich liebe das Reisen und bin gespannt, was das Leben noch für mich bereithält und auf die Begegnungen in der Zukunft. Ein Zitat, das mich gut beschreibt, stammt von dem Schriftsteller Albert Camus und lautet „Das Reisen führt uns zu uns zurück“. Es bringt uns an außergewöhnliche Orte und es führt einen immer wieder auf den richtigen Weg. Das Reisen gewährt mir neue Eindrücke und so eine neue Sicht auf die Dinge.

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Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.

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