Dilemma am Krankenbett: Krankschreibung und schlechtes Gewissen

Frau liegt mit Decke auf Sofa
Frau liegt mit Decke auf Sofa (c) pexels.com
Wegen Krankheit an’s Bett gefesselt und darum ein schlechtes Gewissen? Wem kommt diese Nebenwirkung auch bekannt vor? Viele Menschen trauen sich nicht, trotz Krankschreibung zu Hause zu bleiben.
Von Charlotte Märtens, Berufliche Schule Burgstraße, Hamburg

Ich denke, dass es in unserer heutigen Zeit viele Arbeitgeber, Arbeitnehmer oder Schüler gibt, die dieses Gefühl schon mindestens einmal hatten. Wenn man krank ist und dazu noch ein schlechtes Gewissen hat, weil man mit Krankschreibung und Grippe ein bis zwei Wochen im Bett liegt, sorgt das für ein doppelt schlechtes Gefühl.

Kranke leiden ohnehin schon

Auch mich hat dieses Gefühl schon des öfteren geplagt und es stürzt einen regelrecht in einen Teufelskreis. Die Person, die mit Krankschreibung im Bett bleiben muss, leidet am meisten an dieser Situation. Man ist vollkommen von den schönen Dingen des Lebens abgeschottet. Schlechte Gedanken machen sich breit. Man denkt darüber nach, was man tolles unternehmen könnte, dass die Sonne scheint und was man verpasst.

Doch das alles kann man nicht wahrnehmen, weil es einem gesundheitlich nicht gut geht. Gesundheit geht vor. Das hört man von überall – auch von Arbeitgebern und Lehrern. Doch wie oft stehen die Menschen dann doch nicht hinter dieser Aussage?

Wer krank ist, ist raus

Deutschland ist erfolgreich auf dem Wirtschaftsmarkt und das nicht ohne Grund. Dahinter stehen karriereorientierte, disziplinierte Menschen. Aber durch dieses große Interesse an Karriere steigt auch der Leistungsdruck. Menschen, die psychisch nicht so stabil sind, werden verurteilt oder aussortiert – genau wie Menschen, die länger krank sind. Sind sie schwach und leisten schlechtere Arbeit, nur, weil sie sich krankschreiben lassen?

Ich persönlich finde es sehr traurig, Mitmenschen auf Grundlage dessen ein Urteil über uns bilden. Wieso sehen Menschen nicht die wesentlichen Aspekte der Person, sondern lassen sie fallen, wenn sie für ei oder zweich Wochen nicht da sein können?

Kranke Menschen sind nicht mit Absicht krank

Ich selbst war früher oft krank, da mein Immunsystem nicht das Stärkste war. Zurück in der Schule ging das natürlich nicht spurlos an einem vorbei. Natürlich ist es schön wenn sich die Mitschüler um einen sorgen und es schade finden, dass ich nicht anwesend war. Aber es gab auch Personen, die abwertend bemerkten, dass das ja wohl nichts Neues sei, dass ich nicht in der Schule war. Kranke Menschen sind nicht mit Absicht krank. So werden sie aber oft behandelt.

Ich wünschte mir zukünftig mehr Gerechtigkeit und einen Fokus auf das Wesentliche, nämlich das Können und die Persönlichkeit eines Menschen. Bitte, liebe Mitmenschen, zerreißt euch nicht die Mäuler über Kranke und vermeidet es, über eure kranken Mitmenschen zu lästern. Gesundheit geht tatsächlich vor. Toleranz und Empathie dafür wären schön. In diesem Sinne, gute Besserung!

Beitragsbild: pexels.com

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.

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