22 von 23 Jahren meines Lebens habe ich ohne Netflix verbracht, und das ist auch gut so: Ein Plädoyer gegen die übermäßige Nutzung von Streaming-Diensten und Sozialen Medien.
Sonja Walke, funky-Jugendreporterin
Früher war es noch etwas Besonderes, einen DVD-Marathon zu machen: Da hat man aus der Stadtbücherei alle Harry Potter-Filme oder zwei Staffeln Gossip Girl ausgeliehen, vielleicht noch ein paar Snacks gekauft, es sich vor dem Fernseher bequem gemacht und alle Folgen auf einmal geguckt. Heute ist das „dank“ Netflix, Amazon Prime & Co im Prinzip täglich möglich. Tatsächlich streamt auch über die Hälfte der 18- bis 24-Jährigen täglich Filme oder Serien über Video-on-demand-Dienste. Dabei stehen die Plattformen nicht nur in Konkurrenz zueinander, sondern auch zu unserem Schlaf.
Doch nicht nur Netflix, sondern auch Instagram und TikTok haben Binge-Watching zu ihrem Geschäftsmodell gemacht – die Angebote sind dazu designt, dass wir wie bei Alice im Wunderland in ein Rabbit Hole fallen, aus dem wir so schnell nicht mehr rauskommen, denn die Anbieter verdienen an unserer Aufmerksamkeit. Deshalb versuchen sie, diese durch persönliche Empfehlungen und immer neue Inhalte möglichst lange zu halten. Beschleunigt wird unser Konsum durch die Auto-Play-Funktion, wodurch Serienfolgen nahtlos aufeinander folgen, oder die Möglichkeit, das Intro von Serien zu überspringen. Wenn auf ein Reel das nächste folgt, wir dann einem Link zu einem YouTube-Video folgen, und dann noch einem, und noch einem, und zwischendurch noch ein paar Werbeclips schauen, führt das im schlechtesten Fall zu Doomscrolling und beeinträchtigt unsere mentale Gesundheit.
Streaming und Soziale Medien: Das Klima und die mentale Gesundheit leiden darunter
Aber nicht nur die Gesundheit leidet unter exzessivem Videokonsum, sondern auch das Klima. Die Emissionen beim Video-Streaming hängen jedoch stark von der Art der Datenübertragung ab, wobei Glasfaser die klimafreundlichste Übertragungstechnik ist und Streaming übers Mobilfunknetz am schlechtesten abschneidet. Auch wenn wir es nicht komplett selbst in der Hand haben, können wir zumindest die Bildschirmhelligkeit von Smartphones oder Tablets und die Videoqualität zu reduzieren, um die Auswirkungen aufs Klima zu verringern. Für Fernseher gilt vereinfacht gesagt: Je größer der Monitor, desto schlechter der CO2-Fußabdruck.
Doch die Social Media- und Streaming-Angebote haben auch ihr Gutes. Auf YouTube und Instagram findet man längst nicht mehr nur Vlogs und Hauls; die Plattformen werden inzwischen auch dazu genutzt, für mehr Klimaschutz mobil zu machen und kostenlose Bildung bereitzustellen. Und im Gegensatz zu Gossip Girl versorgen uns viele Video-on-demand-Dienste nicht nur mit toxischen Beziehungs-Dramen, sondern auch mit Shows wie Heartstopper, in denen queere Menschen repräsentiert werden. Trotzdem denke ich, es täte uns allen hin und wieder gut, das Smartphone aus der Hand zu legen oder die Serie zu unterbrechen und dem lokalen Kino einen Besuch abzustatten!
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