Weder Bärendreck noch Pferdeblut: Was ist eigentlich Lakritze?

Gummitierchen und Lakritze (c) pexels.com

Beim Thema Lakritz spalten sich die Meinungen. Entweder liebt oder hasst man es. In Deutschland spalten sich die Meinungen besonders. Keine Süßigkeit polarisiert so sehr wie die schwarze Gummimasse.

Von Jill Schmanns, Klasse 9b, Gymnasium Ohlstedt, Hamburg

Denn während die Bevölkerung im Norden, vor allem an den Küstenregionen, begeistert von Lakritze ist, trifft man im Süden weniger Fans der schwarzen Süßigkeit.

Umgangssprachlich wird es im Süden Deutschlands sogar als Bärendreck bezeichnet. Im Norden sind immer noch viele der Meinung, Lakritz würde aus Pferdeblut gemacht. Doch woraus besteht Lakritz wirklich, wenn nicht aus Pferdeblut?

Süßes auf Pflanzenbasis

Der Begriff Lakritz wird einerseits für die Süßware, andererseits für den Süßholzextrakt, aus dem die Süßware besteht, verwendet. Der Süßholzextrakt entsteht, wenn die Wurzeln des Süßholzstrauches extrahiert, also in Wasser ausgekocht, werden. Daraus gewinnt man den sogenannten Dünnextrakt, auch Süßholzsaft genannt, der dann entweder zu Lakritzpulver, Lakritzpaste oder Lakritzblöcken weiterverarbeitet wird.

Der Süßholzstrauch wächst hauptsächlich im Süden Europas und Asiens, in Ländern wie der Türkei, Iran, Irak, Usbekistan, Turkmenistan, Afghanistan und Syrien. Die Gattung des Süßholzstrauches die am beliebtesten für die Herstellung von Süßware ist, nennt sich „Glycyrrhiza Glabra“. Glycyrrhiza ist griechisch und bedeutet süße Wurzel.

Wohltuend bei Hals-und Magenbeschwerden

Das Lakritz wird nun in Form von Blöcken, Pulver oder Paste aus den Ursprungsländern importiert und zu den jeweiligen Süßwarenherstellern transportiert.

Traditionell sind die Süßholzwurzel und ihr Extrakt auch als Arzneipflanze bekannt. In der Medizin wird die Pflanze aufgrund der schleimlösenden und magenberuhigenden Wirkung in Hustentees, Magentees und pflanzlichen Arzneimitteln und auch bei der Herstellung von Magenbittern eingesetzt.

Nur fünf Prozent Pflanzenextrakt

Hauptsächlich kennt man Lakritz aber natürlich als Süßigkeit. Im Endprodukt sind bei aller Geschmacksintensität nur fünf Prozent des intensiven Extraktes enthalten. Die Hauptbestandteile sind Zucker, Glukosesirup, Weizenmehl, modifizierte Stärke oder Gelatine.

Zur Bestimmung von Formbarkeit und Konsistenz wird entweder Stärke oder Geliermittel verwendet. Nachdem alle Zutaten zusammengeführt sind, wird das Lakritz entweder zu Gießlakritz oder zu Presslakritz verarbeitet.

Lakritz – auch im Essen und in Zigaretten

In Italien sind immer noch traditionelle Lakritzprodukte sehr beliebt, die aus dem reinen Süßholzextrakt bestehen – also ohne Zusätze von Zucker. Lakritzpulver verwenden die Italiener auch in vielen Rezepten zum Kochen.

Den größten Teil der weltweit produzierten Mengen von Lakritz-Extrakten nutzen wir jedoch bei der Herstellung von Zigaretten. Hier gilt der Extrakt als wichtigster Bestandteil für die Aromatisierung von Tabaken.

Süßholz raspeln beim Pharao

Mit Pferdeblut und Bärendreck hat Lakritz also nichts zu tun.Vielmehr gelten die Süßholzwurzel und ihr Extrakt als älteste Süßware der Welt. Denn schon im Grab des ägyptischen Pharaos Tutanchamun, der von 1333 bis 1323 vor Christus regierte, fand man Süßholzwurzeln.

Die Redewendung „Süßholz Raspeln“ kommt wahrscheinlich ebenfalls aus dieser Zeit. Dort brachten die Untertanen ihren Herrschern Süßholz als Geschenk mit, um sich beliebt zu machen.

Beitragsbild: pexels.com

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