Meinung

faircheckt: Die guten Kipppunkte im Klimaschutz

WIndräder auf Wiese
Durch die gesellschaftlichen Bemühungen der letzten Jahre gibt es zur Abwechslung auch mal ein paar gute Nachrichten.
Sonja_Walke

In ihrer Kolumne „faircheckt“ beschäftigt sich Sonja alle vier Wochen mit Themen aus dem Bereich der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Dieses Mal schaut sie auf gesellschaftliche Entwicklungen, die in Sachen Klimaschutz Hoffnung machen.

Allein schon das Wort „Kipppunkt“ hat mich lange Zeit beunruhigt. Denn für mich waren Kipppunkte bisher vor allem Ereignisse, die dazu führen, dass sich die Erde noch schneller erhitzt, als sie es ohnehin schon tut.

Einen Kipppunkt muss man sich wie eine Art Schwelle vorstellen. Dabei reicht eine kleine Veränderung aus, um ein ganzes System aus dem Gleichgewicht zu bringen – und schon wäre beispielsweise das Schmelzen der Gletscher nicht mehr zu stoppen. Leider sind wir Menschen vielen Kipppunkten schon gefährlich nahe.

Hoffnung machen da nur die „positiven“ Kipppunkte. Von denen habe ich zum ersten Mal im „Global Tipping Point Reports“ gelesen. Die Idee hinter diesen guten Kipppunkten ist, dass sich umweltfreundliche Technologien und Verhaltensweisen ab einem gewissen Punkt deutlich schneller verbreiten. Dadurch können sie auch den Klimaschutz beschleunigen und uns helfen, die Klimaziele noch zu erreichen. Erneuerbare Energien haben laut den Forschenden diese Schwelle schon erreicht. Das liegt daran, dass sie mit der Zeit immer besser und günstiger geworden sind.

Außerdem entscheiden sich immer mehr Menschen für ein Elektroauto oder versuchen, weniger Fleisch zu essen – auch das sehen die Forschenden als positive Kipppunkte an. So hat sich der Anteil der Veganerinnen und Veganer in Deutschland seit 2020 beispielsweise verdoppelt. Das könnte am verbesserten Geschmack von Ersatzprodukten liegen oder daran, dass Fleisch im Vergleich zu Tofu immer teurer wird.

Für mich zeigen diese Entwicklungen, dass die letzten Jahre nicht umsonst waren. Auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt, glaube ich immer noch daran, dass wir Menschen etwas bewegen können. Die Ergebnisse unserer Anstrengungen von vor ein paar Jahren zeigen sich vielleicht erst jetzt. Zum Beispiel in dieser guten Nachricht: Deutschland hat im Jahr 2023 etwa 10 Prozent weniger Treibhausgase in die Luft gepustet als im Jahr 2022. Tatsächlich ist das der stärkste Rückgang seit 1990. Das liegt vor allem daran, dass wir insgesamt weniger Energie verbrauchen, dafür aber mehr erneuerbare Energien nutzen – also an einem positiven Kipppunkt.

Nun liegt es an uns Menschen, die negativen Kipppunkte zu verhindern und die positiven Kipppunkte für uns zu nutzen. Mir jedenfalls gibt die Erkenntnis, dass kleine Veränderungen große Auswirkungen haben können, neue Kraft! Kraft, trotz schlechtem Wetter aufs Rad zu steigen und trotz eines Streiks mit der Bahn zu fahren …

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.