Die Geburtsstunde des Hip-Hops

Mann rapt am Mikrofon auf einen Beat.
Breakdance, Graffiti, Rap und DJs: Zum Hip-Hop gehört mehr als nur die Musik.

Im Jahr 1973 legte DJ Kool Herc in New York den Grundstein eines Musikstils, der sich von der Subkultur zum popkulturellen Mainstream etablierte. In diesem Jahr feiert der Hip-Hop seinen 50. Geburtstag.

Sophie Bley, funky-Jugendreporterin

Rap, Graffiti, Breakdance und DJs – kaum eine andere Musikrichtung war in den letzten Jahrzehnten prägender für die Jugend- und Musikkultur als der Hip-Hop. In den letzten 50 Jahren wurde Hip-Hop zur anführenden Popkultur – und das weltweit. Neben der Musik verhalfen Elemente wie der Kleidungsstil, die Jugendsprache und Tanzrichtungen dem Genre zu einem Lebensstil, der bis heute Kultstatus hat.

Der Hip-Hop wurde in den 1970ern zwischen Häuserruinen und Ganggewalt in New York geboren. Die ersten Hip-Hop-Artists waren junge Afroamerikanerinnen und -amerikaner, die mit ihren Texten und Sounds auf die prekären Verhältnisse in den Vororten der Großstädte in den Vereinigten Staaten reagierten. Die Musik diente als ein Sprachrohr der jungen Generation, um auf Kriminalität, das Leben in ärmlichen Verhältnissen und politische Missstände aufmerksam zu machen. Hip-Hop war folglich nicht nur Musik, vielmehr eine Protestbewegung, die Gesellschaftskritik und Politik straßentauglich machte.

Der Grundstein

Die Geburtsstunde des Hip-Hops lässt sich auf eine berühmt-berüchtigte Blockparty zurückführen, auf der DJ Kool Herc am 11. August 1973 mit seinem besonderen DJ-Stil, der „Merry-Go-Around“-Technik, im New Yorker Stadtteil Bronx auflegte. Ähnlich wie andere DJs legte Kool Herc auf zwei Plattenspielern auf. Dabei ließ er nie einen ganzen Song laufen, sondern wiederholte bestimmte Stellen immer wieder, sodass sie in Endlosschleifen liefen. Damit waren die ersten „Hip-Hop-Beats“ entstanden.

Die Partygäste wurden durch Mikrofondurchsagen zu diesen sogenannten Loops zum Feiern animiert, wodurch sich der typische Sprechgesang entwickelte, den wir heute als Rap kennen. Auf der Tanzfläche konnten sich so die Rapper duellieren. Ohne sich der kulturellen Bewegung bewusst zu sein, die er ins Rollen brachte, revolutionierte DJ Kool Herc das DJing und ebnete so den Weg für ein ganz neues Musikgenre. DJs wurden zu Produzenten und Rapper konnten auf die neu kreierten Beats ihre Texte rappen. Nur wenige Jahre später schaffte es der Hip-Hop nahezu in jeden Winkel der Welt.

In den 80er-Jahren war Hip-Hop bereits ein fester Bestandteil des amerikanischen Mainstreams. Durch den technischen Fortschritt entwickelte sich der Sound weiter und neue Richtungen etablierten sich. Musikalisch wurde Hip-Hop vielseitiger – minimalistische Beats und Rock-Einflüsse mischten sich unter den Rap-Gesang, der zunehmend aggressiver, rauer und selbstbewusster wurde. Inhaltlich rückten das Prahlen und Dissen sowie die Gesellschaftskritik immer mehr in den Vordergrund.

Die goldene Ära

Mitte der 80er-Jahre wurde das Golden Age des Hip-Hops eingeläutet, das bis heute als eine der innovativsten und einflussreichsten Perioden im Rap gilt. Künstler wie Public Enemy, Big Daddy Kane oder Ice-T prägten in den folgenden Jahren das Genre mit dem sogenannten „Gangsta Rap“. Für einen historischen Moment sorgten damals Run D.M.C., die in Kooperation mit Aerosmith den Klassiker „Walk This Way“ neu aufnahmen und für ihre erste erfolgreiche Rap-Rock-Zusammenarbeit viel Zuspruch erhielten.

Hip-Hop war nun nicht mehr aus der Popkultur wegzudenken. Die ersten internationalen Tourneen amerikanischer Künstlerinnen und Künstler fanden statt, Billboard führte die Rap-Charts ein und zahlreiche Rapperinnen und Rapper feierten große Erfolge und Auszeichnungen. Hip-Hop übernahm nicht nur die weltweiten Charts, sondern auch die Werbeindustrie. Ende der 90er-Jahre war Hip-Hop mit 81 Millionen verkauften CDs das meistverkaufte Musikgenre in den USA – und das, obwohl der harte Rap nur selten im Radio gespielt wurde. Artists aus den verschiedensten Nationen und Kulturen wandten sich dem Hip-Hop zu und machten das Genre zunehmend diverser.

In dieser goldenen Zeit sorgte auch die Rivalität zwischen Protagonisten der Ost- und Westküste für eine Menge Aufmerksamkeit. Im Kontext von rivalisierenden Gangs und bekannten Vertretern des Hip-Hops trugen zwei Morde und weitere gewaltvolle Vorfälle zum Gangster-Image des Hip-Hops bei.

Die 2000er-Jahre

Mit der Jahrhundertwende stand die Kommerzialisierung des Genres immer mehr im Fokus. Um die Tracks so zugänglich wie möglich zu verbreiten, bedienten sich Künstlerinnen und Künstler wie Nelly, Ja Rule oder Cam’ron an seichten Texten und Pop-Rap. Der harte Rap blieb jedoch nach wie vor ein fester Bestandteil der Musikrichtung und sorgte weiterhin für Meilensteine. Der global zelebrierte Rapper Eminem schaffte es mit seinem Song „Lose Yourself“ auf die Spitze der Billboard Hot 100 und gewann den ersten Oscar, der jemals für einen Hip-Hop-Song verliehen wurde. Mit 350 Millionen verkauften Einheiten gilt er als erfolgreichster Musiker der 2000er-Jahre.

Das Internet ließ das Musikgenre um die 2010er-Jahren neu aufleben. Online-Vertriebsplattformen machten die Veröffentlichung eigener Musik einfacher denn je. Auch Blogs und Social Media ermöglichten den Künstlerinnen und Künstlern, ohne Label eine Musikkarriere zu starten. Zum Beispiel schaffte es der 16-jährige Soulja Boy durch seine Tracks, die er auf YouTube veröffentlichte, die Hip-Hop-Industrie nachhaltig zu verändern. Soundtechnisch mischte sich Auto-Tune vermehrt unter den Hip-Hop-Sound und Trap gewann immer mehr Popularität.

Heute ist Hip-Hop ein großer Bestandteil der Jugendkultur. Diverser denn je, bietet Hip-Hop nicht nur Musik, sondern auch Unterhaltung, Kunst und Kultur, die für jeden Rap-Fan etwas übrighat. Das Musikgenre erschafft besonders für Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen große Vorbilder: An dem einen oder anderen Beispiel kann man sehen, dass es manche Künstlerinnen und Künstler mithilfe der Musik aus der Armut geschafft haben.

Der Musikstil, der sich von einer Party in der Bronx in den USA in die internationale Musikindustrie verbreitete, verbindet und berührt heute Menschen auf der ganzen Welt. In diesem Sinne: Alles Gute zum 50. Geburtstag, Hip-Hop!

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