In ihrer Kolumne „faircheckt“ beschäftigt sich Sonja alle vier Wochen mit Themen aus dem Bereich der sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Dieses Mal geht es um „grüne“ Jobs.
Die Gen Z gilt als anspruchsvoll, wenn es um das Arbeitsleben geht. Politikerinnen und Politiker sowie andere Promis werden nicht müde, sich in Talkshows oder Interviews immer wieder über die mangelnde Leistungsbereitschaft der „jungen Leute“ zu beklagen – oder sollte ich sagen: Leidensbereitschaft?
Ich verstehe das nicht: Es heißt doch oft, dass Eltern dafür arbeiten, dass ihre Kinder es einmal besser haben als sie. Und so haben sich die letzten Generationen abgemüht und alle möglichen Alltagshelfer erfunden, die uns heute das Leben leichter machen und jede Menge Arbeitszeit sparen könnten – von der Glühbirne über Waschmaschinen, Autos und Brotbackautomaten bis hin zu Smartphones und WLAN. Nur: Dabei wurden leider auch eine Menge Treibhausgase in die Luft gepustet, Wälder abgeholzt und Gewässer verschmutzt.
Und nun wird beklagt, dass junge Menschen nicht bereit sind, ihr drittes unbezahltes Praktikum zu machen. Oder für Unternehmen zu arbeiten, deren Geschäftsmodelle weiterhin die Umwelt – und damit die eigene Zukunft – zerstören. Ist es wirklich zu viel verlangt, einen unbefristeten Job mit Homeoffice-Option in einer NGO haben zu wollen? Wir sind mit 9/11, einer Finanzkrise, einer Pandemie und einer Flut an schlechten Nachrichten zum Klimawandel aufgewachsen. Dass wir uns eine gewisse Sicherheit wünschen und trotzdem so viel Zeit wie möglich mit unseren Liebsten verbringen wollen – wer könnte uns das verübeln?
Genau das haben wohl auch einige junge Start-ups erkannt und lassen nun im „Wettlauf um Nachwuchskräfte“ nichts unversucht: Obstkörbe, Rabatte auf Gym-Mitgliedschaften, Firmen-Events, mehr Urlaubstage. Und neben „Wir sind alle eine große Familie“ steht in Job-Ausschreibungen momentan noch eine Formulierung ganz hoch im Kurs: ein Job „mit Sinn“.
Wer genau richtet über die Grenze zwischen „sinnvoller“ Tätigkeit und „Bullshit Job“? Ich weiß es nicht. Und ob es wirklich sinnvoller ist, sich die nächste Werbekampagne für Nahrungsergänzungsmittel aus den Fingern zu saugen als Brote zu backen? Ich bezweifle es. Aber bei all den Benefits, die man dafür geboten bekommt, bekommt man sicherlich das Gefühl, sich dafür besonders ins Zeug legen zu müssen.
So geht es mir zumindest, wenn um mich herum alle hochmotiviert sind und gemeinsam die Welt verbessern wollen. Klar ist es schön, sich im Job selbst zu verwirklichen. Aber wer dafür die Idee der Work-Life-Balance gleich aus dem Fenster schmeißt, läuft Gefahr, unbemerkt bald nur noch für die Arbeit zu leben. Ja – meine Generation ist vielleicht die bislang anspruchsvollste Arbeitnehmer-Generation. Aber mit den „richtigen“ Argumenten sind idealistische junge Leute auch bereit, viel zu leisten – oft sogar mehr, als ihnen guttäte.
Du willst mehr? Du bekommst mehr!
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Ich verstehe das nicht: Es heißt doch oft, dass Eltern dafür arbeiten, dass ihre Kinder es einmal besser haben als sie. Und so haben sich die letzten Generationen abgemüht und alle möglichen Alltagshelfer erfunden, die uns heute das Leben leichter machen und jede Menge Arbeitszeit sparen könnten – von der Glühbirne über Waschmaschinen, Autos und Brotbackautomaten bis hin zu Smartphones und WLAN. Nur: Dabei wurden leider auch eine Menge Treibhausgase in die Luft gepustet, Wälder abgeholzt und Gewässer verschmutzt.
Und nun wird beklagt, dass junge Menschen nicht bereit sind, ihr drittes unbezahltes Praktikum zu machen. Oder für Unternehmen zu arbeiten, deren Geschäftsmodelle weiterhin die Umwelt – und damit die eigene Zukunft – zerstören. Ist es wirklich zu viel verlangt, einen unbefristeten Job mit Homeoffice-Option in einer NGO haben zu wollen? Wir sind mit 9/11, einer Finanzkrise, einer Pandemie und einer Flut an schlechten Nachrichten zum Klimawandel aufgewachsen. Dass wir uns eine gewisse Sicherheit wünschen und trotzdem so viel Zeit wie möglich mit unseren Liebsten verbringen wollen – wer könnte uns das verübeln?
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Wer genau richtet über die Grenze zwischen „sinnvoller“ Tätigkeit und „Bullshit Job“? Ich weiß es nicht. Und ob es wirklich sinnvoller ist, sich die nächste Werbekampagne für Nahrungsergänzungsmittel aus den Fingern zu saugen als Brote zu backen? Ich bezweifle es. Aber bei all den Benefits, die man dafür geboten bekommt, bekommt man sicherlich das Gefühl, sich dafür besonders ins Zeug legen zu müssen.
So geht es mir zumindest, wenn um mich herum alle hochmotiviert sind und gemeinsam die Welt verbessern wollen. Klar ist es schön, sich im Job selbst zu verwirklichen. Aber wer dafür die Idee der Work-Life-Balance gleich aus dem Fenster schmeißt, läuft Gefahr, unbemerkt bald nur noch für die Arbeit zu leben. Ja – meine Generation ist vielleicht die bislang anspruchsvollste Arbeitnehmer-Generation. Aber mit den „richtigen“ Argumenten sind idealistische junge Leute auch bereit, viel zu leisten – oft sogar mehr, als ihnen guttäte.
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